Musikwissen um 5 nach 5
Die Zwischenkriegszeit zeichnet sich durch eine große stilistische Vielfalt und künstlerische Experimentierfreude aus. Damit sind unterschiedliche ästhetische Entwicklungen und Positionen verbunden: So wird z.B. die aus der bildenden Kunst stammende „Neue Sachlichkeit“ auch in der Musikpublizistik diskutiert, Schönberg entwickelt die „Zwölftonmethode“, einige Komponisten experimentieren mit Gattungstraditionen und wieder andere integrieren Elemente des Jazz in ihre Klangsprache.
Musik der „goldenen“ zwanziger Jahre
Die 1920er Jahre sind eine Zeit der Extreme und Gegensätze: geprägt von großen sozialen Unterschieden, Unsicherheit und Angst auf der einen Seite und wirtschaftlichem Aufschwung, vielfältigen kulturellen Entwicklungen, Glanz, Glamour und Unterhaltung auf der anderen. In kaum einem anderen Jahrzehnt sind stilistische Vielfalt und künstlerische Experimentierfreude so groß wie in den „goldenen“ Zwanzigern: Innerhalb weniger Jahre werden so unterschiedliche Bühnenwerke wie Alban Bergs Wozzeck, Giacomo Puccinis Turandot, Ernst Kreneks Jonny spielt auf und Brecht/Weills Dreigroschenoper uraufgeführt. Revuen und Operetten feiern Erfolge, Schlager erobern über Grammophon und Radio auch die privaten Haushalte und der Film entwickelt sich zum Massenmedium und eröffnet den Komponisten ein neues Betätigungsfeld.