Orgelsammlung
Die sensible Strenge aus dem Norden
Diese Orgel wurde 1997 von Jürgen Ahrend (Leer-Loga) in stilistischer Anlehnung an den bedeutendsten norddeutschen Orgelbauer des Barock, Arp Schnitger, erbaut. Ahrend hat etliche Schnitger-Orgeln restauriert, er gilt als der beste Kenner dieses Stils.
Ihr Klang zeichnet sich durch klare Frische aus, man meint beim strengen Glanz der Mixtur eine steife Brise Seeluft durch den Raum ziehen zu spüren. Gleichzeitig ist sie aber auch ein äusserst sensibles Instrument, denn um sie nicht zu laut werden zu lassen, hat der Orgelbauer einen sehr niedrigen Winddruck gewählt. Daraus resultiert zum einen eine sehr leichtgängige Traktur, der Spieler muss wesentlich weniger Kraft aufwenden als etwa auf einem Klavier, um eine Taste niederzudrücken – und entsprechend einen extrem kontrollierten Anschlag beherrschen, um fehlerfrei spielen zu können. Ausserdem ist der Wind sehr lebendig, bei unsachgemässem Anschlag wird der Klang sehr „wacklig“. Diese Orgel verlangt also dem Spieler einen hohen Grad von Feinfühligkeit ab, deshalb ist sie bei den Studenten gleichzeitig gefürchtet und beliebt, letzteres deshalb, weil die (meisten...) Studenten sich bei ihr wie bei einer zwar strengen, aber auch gerechten und vor allem sehr kompetenten Lehrerin aufgehoben fühlen.
Auch diese Orgel ist nicht nach modernem System gestimmt, sondern nach einem etwa in der Mitte zwischen der gleichschwebenden und der mitteltönigen Temperatur angesiedelten System, welches von einem Zeitgenossen Schnitgers, dem bedeutenden Musiktheoretiker Andreas Werckmeister, berechnet worden ist. Hier sind auch entlegene Tonarten, wie sie gegen Ende des 17. Jahrhunderts allmählich in Gebrauch kamen, klanglich noch einigermassen erträglich, die häufiger gebrauchten klingen aber deutlich besser.