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    oder
    Mi 03.05
    18:00 Uhr
    Orchesterprobenraum
    Eintritt frei
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    Antrittsvorlesung Prof. Dr. Christian Grüny
    There is no such thing as performance art

    In ihrem wegweisenden Überblick über die Geschichte der Performance schreibt RoseLee Goldberg, dass sie „draws freely on any number of disciplines and media for material – literature, poetry, theatre, music, dance, architecture and painting, as well as video, film, slides and narrative – deploying them in any combination“. Angesichts einer solchen Aussage und der radikalen Heterogenität ihrer Beispiele kann man sich fragen, was all dies zusammenhält und ob „Performancekunst“ tatsächlich eine eigenständige Kunstform ist oder ob sie als Methode, als Bewegung oder als bestimmte Negation der jeweiligen künstlerischen Herkunft verstanden werden muss.

    Wenn Negation die richtige Kategorie ist, macht es einen großen Unterschied, ob etwas nicht Theater, nicht Tanz, nicht Musik, nicht Skulptur oder nicht Malerei ist. Aber selbst diese Negationen suggerieren eine zu große Einheit, wenn auch nicht in Bezug auf den Inhalt so doch in Bezug auf das Verfahren. Tatsächlich sind die Modi der Distanzierung von der jeweiligen Disziplin so verschieden wie das, von dem sie sich absetzen, und man müsste Abweichung und Dislokation zur Negation hinzufügen; überdies konvergieren die verschiedenen Bewegungen keineswegs. Um dieses Feld aufzuarbeiten, ist es notwendig nachzuzeichnen, wo eine performative Praxis herkommt und wo sie stattfindet, und die Kategorien des Materials und des Ortes werden zu zentralen Mitteln der Betrachtung.

    Der Vortrag wird diese Ideen theoretisch und historisch ausarbeiten und an einigen Beispielen erproben.

    ***

    Christian Grüny hat Philosophie und Linguistik in Bochum, Prag und Berlin studiert, in Bochum promoviert und sich in Witten/Herdecke habilitiert. Die Auseinandersetzung mit der Philosophie Theodor W. Adornos und der Phänomenologie führte ihn in zwei ganz unterschiedliche Richtungen: zum einen zum Versuch einer Phänomenologie der Leiblichkeit, zum anderen zur Ästhetik und Musikphilosophie, in der er sich bis heute vorwiegend bewegt. Sein derzeitiges Interesse liegt in der Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Logiken verschiedener künstlerischer Felder und Disziplinen, den Interferenzen, Übergängen und Unvereinbarkeiten zwischen ihnen.

    Von 2011-2014 war Christian Grüny Sprecher des DFG-geförderten Netzwerks "Kulturen der Leiblichkeit". Von Oktober 2014 bis September 2015 war er Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt, wo er sich in Bezug auf die Möglichkeit empirischer Ästhetik eine gesunde Skepsis bewahrt hat. Im Sommersemester 2016 hat er den Lehrstuhl für theoretische Philosophie an der TU Darmstadt vertreten. Seit Januar 2020 arbeitet er wiederum am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik.

    Er ist Mitherausgeber der Reihe Ästhetiken X.0: Zeitgenössische Konturen ästhetischen Denkens, Redaktionsmitglied des Journal Phänomenologie, Mitglied des Editorial Boards von Musik & Ästhetik und seit 2018 des Beirats der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Zum Sommersemester 2023 wird er an der HMDK Stuttgart auf die Ästhetikprofessor im Landeszentrum CAMPUS GEGENWART berufen.