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Stadtteilen. Vom gemeinen Gut als Tätigkeit
und Verräumlichung // Vortrag von Christopher Dell
Die soziale Topologie der Stadt berührt stets die Frage nach der Teilhabe an räumlichen Strukturen. Innerhalb dessen artikuliert sich die Thematik, wie räumliche Ressourcen durch eine Gemeinschaft verwendet werden. Es ist bekannt, dass die seit den 1970er Jahren betriebenen Politik der Privatisierung und Individualisierung von Stadtraum zu einer zunehmenden Vernachlässigung des gemeinen Guts durch die öffentliche Hand geführt hat. Indes, die Ideologie es gebe keine Gesellschaft, die Menschen könnten sehr gut ohne Gemeingut auskommen, es gebe keine Klassen und die Welt sei ohne Konflikte scheint sich erschöpft zu haben. Die aktuelle Wohnungskrise ist eine raumpolitische Krise, die die Gesellschaft an ihr Limit gebracht hat. Entwertung von Arbeit, Zersiedelung des Territoriums und Verdrängung der unteren und mittleren Schichten aus den Stadtzentren in die periurbanen Peripherien lassen die Verstädterung das Land in unterschiedlichen Dichtegraden und Fluchtbewegungen überziehen. Der in der Stadttheorie noch stets (selbst von Rem Koolhaas) bemühte Gegensatz von Stadt und Land ist längst erodiert. Die Territorien, die von den urbanen Zentren ausgeschlossen sind, kleine und mittlere Städte, entdichtete rurbane Räume, liefern jene Orte an denen die Zersetzung der Mittelklasse statthat. Weder urban noch rural, machen sie die Folgen der raumpolitischen Ökonomie des freien Marktes sichtbar. Vor diesem Hintergrund nimmt der Vortrag die aktuell oft unter der Rubrik commons verhandelte Frage des gemeinen Gutes auf. Insofern es sich um eine historisch orientierte Bestimmung handelt, versuche ich vor allem die praxeologische Verfasstheit des gemeinen Gutes und dessen Relationalität in den Blick zu nehmen. Das soll die gegenwärtige Gemeinwohl-Debatte um eine raumtheoretische Dimension ergänzen.
Christopher Dell (Dr. phil. habil.) ist Städtebau- und Architekturtheoretiker, Komponist und Musiker. Dell war Professor für Städtebautheorie am Lehrstuhl Urban Design der HafenCity Universität Hamburg, am Lehrstuhl Städtebau der TU München und an der Universität der Künste, Berlin. Dell ist Leiter des ifit, Institut für Improvisationstechnologie, Berlin. Seit 2021 ist er Mitglied im Designbüro integral desingers, Paris. Als Musiker und Komponist arbeitet Christopher Dell an der Schnittstelle zwischen zeitgenössischer komponierter und improvisierter Musik. Die FAZ nannte ihn den “größten Vibraphontechniker der europäischen Jazzgeschichte.”
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Für wen ist die Kunst, wer ist der Adressat? Die neuzeitliche Philosophie hatte Kunst (und damit auch Musik) als etwas gedacht, das jeden Menschen berühren kann: als ein Universales, als Ausdruck des Menschseins der Menschen. Alt ist aber auch die Infragestellung dieser Universalität. Angeregt von dieser Kritik entstanden immer wieder neue Kunstformen. Der Rahmen, in dem neue und alte Kunst sich einem Publikum darbieten, wurde hinterfragt. Institutionenkritik sowie die Debatte über die Auswirkungen des westlichen Universalitätsanspruchs haben auch in letzter Zeit dazu geführt, die Trennlinie zwischen Kunst und Leben neu zu verhandeln. Dass sich die Künste auf etwas Gemeinsames beziehen, und sei es auch nur auf eine Öffentlichkeit, ist unumstritten. Gestritten wird darüber, wie dieses Gemeinsame zu verstehen ist.
Commons ist das Stichwort einer aktuellen Debatte, die die gemeinsame Dimension geteilter Güter thematisiert. Natürliche und kulturelle Ressourcen sowie digitale und reale Räume bedingen das gesellschaftliche Miteinander. Angefangen bei Luft und Wasser bis hin zu Bildung und Technologie sind die geteilten Güter Privatisierungsprozessen ausgesetzt. Sind die Künste ein Gemeingut? Machen sie Universales erfahrbar? Geht es in ihnen um ein Gemeinsames im Herzen der geteilten Güter?
Wir laden am Campus Gegenwart Künstler*innen, Kulturproduzent*innen und Theoretiker*innen von den Bereichen Musik über Theater bis hin zur Bildenden Kunst ein, über die gemeinsame Dimension der Kunst und Musik unter gegenwärtigen Bedingungen zu debattieren.
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