Veranstaltungen

    VERANSTALTUNGEN
    oder
    Mi 10.11
    18:00 Uhr
    Orchesterprobenraum
    Commons - Für wen ist die Kunst?
    Eintritt frei
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    Organisation als Kunst
    Vortrag von Florian Malzacher

    Jahrzehntelang war „das Projekt“ die vorherrschende Arbeitsform der Kunst. Diese Loslösung von der Idee des „Werks“ hatte gute Gründe: Weg vom marktförmigen Produkt, weg vom autonomen Künstlergenie, weg vom Abgeschlossenen und hin zum Prozess. Doch längst ist aus der künstlerischen Logik oft vor allem eine Antragslogik geworden: Statt langfristig und nachhaltig arbeiten zu können, hangeln sich Künstler*innen von Projekt zu Projekt… Und so lässt sich seit einiger Zeit ein erneuter Wandel in der Arbeitsweise vor allem vieler politisch und sozial engagierter Künstler*innen beobachten: weg von temporären, prekären Kunstprojekten hin zu langfristigen Strukturen der Einmischung.

    Dieser Künstler*innen gründen Organisationen und Institutionen – aber nicht als Mittel zum Zweck. Vielmehr sind diese Organisationen selbst die eigentliche künstlerische Arbeit. Die Institution wird zur Kunst und die Kunst zur Institution. Handlungsräume und Einflussmöglichkeiten werden erweitert, aber auch ästhetische Möglichkeiten, wenn sich symbolische Praxis mit strukturellem Effekt verbindet.

    Der Vortrag stellt sehr unterschiedliche artist organisations vor: Von Marina Naprushkinas “Büro für Antipropaganda” über die „School of Engaged Art“ der russische Gruppe Chto Delat, Tania Brugueras „Instituto de Artivismo Hannah Arendt (INSTAR)“ und Renzo Martens „Institute for Human Activities (IHA)“ bis hin zu Yael Bartanas „Jewish Renaissance Movement in Poland (JRMiP)“, bis hin zur „Silent University“ und der Wiener Wochenklausur.

    Florian Malzacher
    ist freier Kurator, Dramaturg und Autor. 2012 – 2017 war er Künstlerischer Leiter des Impulse Theater Festivals davor sieben Jahre Leitender Dramaturg/Kurator des Festivals steirischer herbst. Als Dramatug arbeitete er u.a. mit Rimini Protokoll, Lola Arias (ARG), Mariano Pensotti (ARG) oder regelmäßig dem Nature Theater of Oklahoma (USA).  Zuletzt erschienen u.a. Not Just a Mirror. Looking for the Political Theatre of Today (2015) und Empty Stages, Crowded Flats. Performativity as Curatorial Strategy (mit Joanna Warsza, 2017). 2020 erschien sein Buch Gesellschaftsspiele. Politisches Theater heute. Seit Anfang 2021 ist er Gastgeber der Reihe The Art of Assembly. Florian Malzacher lebt in Berlin.

    ***

    Für wen ist die Kunst, wer ist der Adressat? Die neuzeitliche Philosophie hatte Kunst (und damit auch Musik) als etwas gedacht, das jeden Menschen berühren kann: als ein Universales, als Ausdruck des Menschseins der Menschen. Alt ist aber auch die Infragestellung dieser Universalität. Angeregt von dieser Kritik entstanden immer wieder neue Kunstformen. Der Rahmen, in dem neue und alte Kunst sich einem Publikum darbieten, wurde hinterfragt. Institutionenkritik sowie die Debatte über die Auswirkungen des westlichen Universalitätsanspruchs haben auch in letzter Zeit dazu geführt, die Trennlinie zwischen Kunst und Leben neu zu verhandeln. Dass sich die Künste auf etwas Gemeinsames beziehen, und sei es auch nur auf eine Öffentlichkeit, ist unumstritten. Gestritten wird darüber, wie dieses Gemeinsame zu verstehen ist.

    Commons ist das Stichwort einer aktuellen Debatte, die die gemeinsame Dimension geteilter Güter thematisiert. Natürliche und kulturelle Ressourcen sowie digitale und reale Räume bedingen das gesellschaftliche Miteinander. Angefangen bei Luft und Wasser bis hin zu Bildung und Technologie sind die geteilten Güter Privatisierungsprozessen ausgesetzt. Sind die Künste ein Gemeingut? Machen sie Universales erfahrbar? Geht es in ihnen um ein Gemeinsames im Herzen der geteilten Güter?

    Wir laden am Campus Gegenwart Künstler*innen, Kulturproduzent*innen und Theoretiker*innen von den Bereichen Musik über Theater bis hin zur Bildenden Kunst ein, über die gemeinsame Dimension der Kunst und Musik unter gegenwärtigen Bedingungen zu debattieren.

    www.campusgegenwart.de