Veranstaltungen

    VERANSTALTUNGEN
    oder
    Fr 18.12
    03:29 Uhr
    Orchesterprobenraum
    Eintritt frei
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    Commons - Für wen ist die Kunst?
    Cpmmons, Kunst & Kultur

    Im digitalen Verbundensein halten wir uns gern für Gewinner eines Onlife-Lebensgefühls. Doch als User von Daten, Nachrichten und Waren leben wir in kommerziellen Netzwerkarchitekturen und sind ein Mittel zu anderer Leute geschäftlichen Zielen. Dadurch verliert die Stadt ihre historische Funktion als öffentlicher Raum und als common good. Die datengerechte, adaptive Stadt atomisiert soziale Zusammenhänge, zerstreut Verantwortlichkeiten und bewirtschaftet öffentliche Infrastrukturen im Interesse von Logistikfirmen und Finanzindustrie. Das Verhältnis von Stadt, Öffentlichkeit, Kunst und Kultur ist grundlegend neu zu erfragen.
    Ausgehend von den komplexen und tiefgreifenden Transformationen der zeitgenössischen Stadt interessieren wir uns für Praktiken und Diskurse, in denen Theaterorte als Gemeingut und somit im Zwischen des abendländischen Gegensatzpaars von oikos (Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft) und polis (Stadt, Staat) erscheinen. Dazu werden Beispiele eines „von unten“ getragenen, künstlerischen und experimentellen Einsatzes für Orte geteilter Verantwortung und Sichtbarkeit vorgestellt. Sie ereignen sich gegenwärtig vielleicht nicht zufällig in Rand- und Zwischenzonen des europäischen Kontinents.

    Prof. Dr. Ulrike Haß ist Theaterwissenschaftlerin, Dramaturgin und Autorin. Sie lehrte bis Herbst 2016 Theaterwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum, begründete das Jahrbuch für das Theater im Ruhrgebiet (2001–2011), initiierte den Masterstudiengang Szenische Forschung und hatte Gastprofessuren u.a. in Paris und Frankfurt am Main inne. Jüngste Veröffentlichung: Kraftfeld Chor. Aischylos Sophokles Kleist Beckett Jelinek, Berlin 2020.

    Laura Strack studierte Theaterwissenschaft und Literaturübersetzen. 2020 promovierte sie am internationalen Graduiertenkolleg ›Europäische Kulturstudien‹ der Universitäten Palermo und Düsseldorf zum Thema Farsi comune. Topographien prekärer Theaterorte im Europa der Gegenwart. Als Übersetzerin überträgt sie theoretische und literarische Texte aus dem Französischen und Italienischen.

     

    Für wen ist die Kunst da, wer ist der Adressat? Die neuzeitliche Philosophie hatte Kunst als etwas gedacht, das jeden Menschen berühren kann: als ein Universales, als Ausdruck des Menschseins der Menschen. Alt ist aber auch die Infragestellung dieser Universalität. Angeregt von dieser Kritik entstanden immer wieder neue Kunstformen. Der Rahmen, in dem neue und alte Kunst sich einem Publikum darbieten, wurde hinterfragt. Institutionenkritik sowie die Debatte über die Auswirkungen des westlichen Universalitätsanspruchs haben auch in letzter Zeit dazu geführt, die Trennlinie zwischen Kunst und Leben neu zu verhandeln.

    Dass sich die Künste auf etwas Gemeinsames beziehen, und sei es auch nur auf eine Öffentlichkeit, ist unumstritten. Gestritten wird darüber, wie dieses Gemeinsame zu verstehen ist.

    Commons ist das Stichwort einer aktuellen Debatte, die die gemeinsame Dimension geteilter Güter thematisiert. Natürliche und kulturelle Ressourcen sowie digitale und reale Räume bedingen das gesellschaftliche Miteinander. Angefangen bei Luft und Wasser bis hin zu Bildung und Technologie sind die geteilten Güter Privatisierungsprozessen ausgesetzt. Sind die Künste ein Gemeingut? Machen sie Universales erfahrbar? Geht es in ihnen um ein Gemeinsames im Herzen der geteilten Güter?

    Wir laden am Campus Gegenwart Künstler*innen, Kulturproduzent*innen und Theoretiker*innen von den Bereichen Musik über Theater bis hin zur Bildenden Kunst ein, über die gemeinsame Dimension der Kunst unter gegenwärtigen Bedingungen zu debattieren.