Veranstaltungen

    VERANSTALTUNGEN
    oder
    Fr 29.09
    09:00 Uhr
    HMDK Stuttgart
    Eintritt frei
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    Tagung "Sprechkultur"
    Programmübersicht :: Fr, 29.09.2017

    SPRECHKULTUR IN DER SPRECHKUNST

    Freitag 9:00–12:30: Workshop
    Physical Theatre und Interpretierendes Textsprechen

    In England hat sich im letzten Jahrzehnt eine ganz eigene Tradition des Körpertheaters entwickelt, eine Ausprägung des Physical Theatre, welche bewusst alle Genregrenzen zwischen Wort- und Tanztheater aufzuheben versucht. Diese Herangehensweise eignet sich aufgrund ihrer Idee der Gleichstellung von Text und Bewegung für die Kombination mit Ansätzen aus der sprecherzieherischen Text- und Schauspielarbeit. Als besonders gewinnbringend können sich in der Folge die Impulse für die Rollenarbeit herausstellen, was eventuell sogar in einer sogenannten „physischen Charakterisierung“ gipfeln kann. Dabei ist es entscheidend, immer die Grundfrage nach dem Sinn einer Bewegungsfassung eines Textes zu stellen: Wann wird etwas tatsächlich besser über Worte, wann besser über Bewegung gesagt, wann parallel über beides? So wird es uns ermöglicht, einen (literarischen) Bühnentext ganz neu zu sprechen, ihn anders anzulegen als es unsere Bühnen- und Sprechgewohnheiten sonst zulassen oder ihn (erneut) zu entdecken. Und das Beste: Man muss dafür kein Tänzer sein! Anhand einer eigens entwickelten Methode, die ausgewählten Übungen aus dem englischen Physical Theatre und eigenen sprecherzieherischen Ansätzen kombiniert, soll in diesem Workshop ein Einblick in eine Textsprecherarbeitungsmethode gegeben werden, die ganz unter dem Stichwort „working physically with the text“ steht. Unbedingt bequeme Klamotten mitbringen!

    Sarah Giese arbeitet als Sprecherzieherin (DGSS), Stuckeschreiberin und Regisseurin beim preisgekrönten Jugendtheater Cactus –schwerpunktmäßig mit Methoden des Physical Theatres. Sie hat in England am Theater gearbeitet, dort viele Fortbildungen zum Physical Theatre absolviert und in ihrer Abschlussarbeit diese Methode weiterentwickelt. Dazu freie Tätigkeit als Sprecherin (ARD, WDR, RBB), Schauspielerin, Stimmtrainerin sowie Lehrkraft für besondere Aufgaben am Centrum für Rhetorik, Kommunikation und Theaterpraxis an der WWU Munster.


    Freitag 14:00–15:30: Workshop + methodischer Input
    Selbstorganisation der Sprech- und Singstimme durch sensorisch orientierte Klangarbeit

    Seit mehr als 30 Jahren ist das Lichtenberger® Institut für angewandte Stimmphysiologie in Lichtenberg bei Darmstadt (D) europaweit bekannt für seine Forschungsarbeit und seine Lehrtätigkeit zu neuen ganzheitlichen, anwendungsorientierten Ansätzen in Gesang und Stimmbildung. Die dort entwickelte Lichtenberger Methode findet seit langem in vielen Bereichen ihre Anwendung, sei es in der Gesangs- und Schauspielausbildung an Hochschulen, in der Logopädischen Ausbildung und Praxis, in der Chorarbeit aber auch in der Instrumentalausbildung.

    Durch differenziert geführte Stimulationen werden Beziehungen zum Klang-, Körper- und Nervensystem aufgebaut und die Erweiterung der individuellen Wahrnehmungsfähigkeit entwickelt. Das Mittel dazu ist die Klangarbeit als „Schlüssel zur Funktion“. Durch vielfältige Zugänge wird an der Entwicklung des Klangspektrums, an der Verfeinerung der Hör-Wahrnehmung und der Reaktionsfähigkeit des Körpers auf den Klang gearbeitet. Die Klang-Rückkopplung hat dabei einen zentralen Stellenwert. Das Zulassen einer vielschichtigen Klang-Vibration auf den Körper leitet die Selbstorganisation der Sing- und Sprechfunktion.

    Den pädagogischen Dialog leitet das Befragen von Phänomenen und das Beschreiben des Erlebten. Es geht darum, der Stimme und dem Stimmklang vorurteilsfrei und ohne ein „kulturell geprägtes ästhetisches Ideal“ zu begegnen. An die Stelle einer Anweisungspädagogik tritt die Eröffnung eines Erfahrungsfeldes. Bewertungskriterien entwickeln sich in Anlehnung an die eigene Physiologie und Effizienz der Funktionsabläufe des Singenden und Sprechenden. So entsteht eine innere Orientierung auf deren Basis eigenständiges Weiterarbeiten und Weiterentwickeln ermöglicht wird.

    Johannes Michael Blume, studierte Gesang an der Musikhochschule Detmold, ist Lehrer der Lichtenberger Methode und seit 30 Jahren eng verbunden mit dieser Lehrmethode und dem Lichtenberger Institut. Er war Dozent für Stimmbildung an den Logopädischen Lehranstalten in Osnabrück und Dortmund. Zudem ist er spezialisiert im Bereich der Stimmphysiologie (DAS Musikphysiologie) und verschiedensten Körpertechniken. Seit 15 Jahren arbeitet er hauptberuflich an der ZHdK im Departement Theater als Gesangsdozent.


    Freitag 16:00–17:30: Workshop
    Halb zog sie ihn, halb sank er hin – Sprechkünstlerische Arbeit an der Ballade

    In der Ballade, dem „Ur – Ei“ der Dichtung, wie Goethe sagt, verschmelzen Epik, Dramatik und Poesie auf faszinierende Weise. Im Workshop wird an einzelnen Balladen gearbeitet. Entweder am ganzen Text oder auch mal nur am Anfang oder am Ende einer Ballade. Die aktiven TeilnehmerInnen wählen eine Ballade aus einer Liste mit Vorschlägen, die an die Teilnehmer verschickt wird. (Neben 3 aktiven TN können 20 passive TN teilnehmen.)

    Prof. Stefanie Köhler unterrichtet seit 1994 an der Musikhochschule in Karlsruhe am Institut für Musiktheater (Opernschule). 2003 wurde sie als Professorin für Stimme und Kommunikation an die Frankfurter Musikhochschule berufen. Dort unterrichtet sie Sprecherziehung in der Schulmusikabteilung, in der Opernschule und in der Schauspielschule. Sie hat Kurse in Helsinki und Kopenhagen an den jeweiligen Opernschulen gegeben und als Sprachcoach zahlreiche Opernproduktionen an der königlichen Oper in Kopenhagen betreut.


    SPRECHKULTUR IN DEN MEDIEN

    Freitag 11:00–12:30: Workshop (für Fortgeschrittene mit Mikrofon-Erfahrung)
    Warum Vorlesen?

    Die Wirkungsabsicht eines Textes erfüllt sich nicht in einer stummen, sondern in einer beredten Sprache. Daher muss man einen Satz hören, wenn man seine Schönheit spüren will. Wer „auf die Tonwirkung des Geschriebenen verzichtet, beraubt sich eines der stärksten Eindrucksmittel.“ (Eduard Engel, “Deutsche Stilkunst“)

    Vorlesen basiert für mich auf dem Dreischritt “Sinn bedingt Stimmung, Stimmung bedingt Stimme“. Sprecher sind eher Medium des Textes, als dass sie etwas aus ihm machen. Der Text bedingt die Stimmung, aus der heraus er gesprochen wird - durch den Sinn, den ihm der Sprechende aufgrund seiner Biographie unterlegen kann. Insofern wird jeder Vorlesende/jede Vorlesende seine/ihre ureigenste Interpretation finden. Es geht also nicht so sehr darum, was mache ich aus dem Text, sondern darum, was macht der Text mit mir. So wird immer die vorlesende Person durch den Text hindurch tönen (personare = durchtönen).

    Helge Heynold studierte Schauspiel an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Hannover, Engagements an deutschen Theatern, viele Jahre Regisseur und Redakteur beim Hessischen Rundfunk, Sprecher u.a. für den hr, BR, WDR, MDR, ORF 1 und SRG sowie für mehrere Hörverlage.


    Freitag 14:00–15:30: Workshop
    Werbung sprechen

    In dem Workshop werden wir uns dem Sprechen von Werbung annähern, indem wir eine möglichst reale Aufnahmesituation schaffen. Wir werden mit und ohne Bild sprechen und ausprobieren, welchen Einfluss verschiedene Komponenten wie z.B. Musik und Kopfhörerlautstärke auf das Ergebnis haben können und wie wir selbst durch Mimik, Atmung und Artikulation gezielt kleinste Nuancen verändern können, um genau auf Regiewünsche regieren zu können. Wir werden mit dem Jargon von Agenturen und Studios arbeiten und bestimmte Verhaltensregeln beleuchten um vor unangenehmen Situationen gewappnet zu sein. Außerdem werfen wir einen Blick auf verschiedene Techniken, die hilfreich sind, um mit der eigenen Nervosität umzugehen. Denn die hört man hinter dem Mikro verstärkt und das kann gerade in der Einstiegsphase über die nächste Buchung entscheiden.

    Luise Gabel hat bis 2011 Sprechkunst und Performance in Stuttgart und Jerusalem studiert. Schon während des Studiums lieh sie deutschlandweiten Werbekampagnen ihre Stimme. In Berlin arbeitet sie heute als freie Sprecherin für Rundfunk, Fernsehen und Kino, eingebunden in ein großes Netzwerk aus Studios und Agenturen. Sie ist Stationvoice, spricht in den Bereichen Doku/Feature, Synchron und Hörbuch und ist noch immer eine gefragte Werbestimme.


    Freitag 16:00–17:00: Podiumsdiskussion
    Hörbuch

    Unter anderem mit:
    Dorothee Meyer-Kahrweg ist Journalistin und Regisseurin. Im Hessischen Rundfunk betreut sie die hr2 Hörbuch-Bestenliste und die Feature-Redaktion und moderiert das Hörbuch-Magazin „Hörbuchzeit“ des Hessischen Rundfunks. Neben der Hörbuch-Reihe „Chronik des Jahrhunderts“ (DHV, München) hat sie mehrere Sachbücher veröffentlicht. Für ihr Engagement für gesprochene Literatur wurde sie 2014 auf der Frankfurter Buchmesse vom Arbeitskreis der Hörbuchverlage als „Hörbuchmensch des Jahres“ ausgezeichnet.

    Elke Bader leitet den GRIOT Hörbuchverlag Stuttgart, der 2008 gegründet wurde und für viele Veröffentlichungen Auszeichnungen erhielt. Nach ihrem Studium der Germanistik und Romanistik in Stuttgart und in Paris ging Elke Bader in die Tonträgerbranche und hatte ab 1994 die Geschäftsführung eines international im Klassikbereich tätigen Unternehmens inne. Für diverse Buch- und DVD-Projekte arbeitete sie dabei auch als Autorin. Seit 2009 arbeitet sie selbständig als Autorin, Redakteurin und Lektorin.

    Helge Heynold studierte Schauspiel an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Hannover, Engagements an deutschen Theatern, viele Jahre Regisseur und Redakteur beim Hessischen Rundfunk, Sprecher u.a. für den hr, BR, WDR, MDR, ORF 1 und SRG sowie für mehrere Hörverlage.


    Freitag 17:15–18:15: Podiumsdiskussion
    Werbung sprechen

    Unter anderem mit:
    Luise Gabel, Synchron-, Werbe- und Hörbuchsprecherin
    Jörg Kersting, Tonstudio listen! Stuttgart

    SPRECHKULTUR IN DER RHETORIK UND SPRECHWISSENSCHAFT

    Freitag 9:00–10:30: Vortrag + anschließend World-Café
    Zwischen Shitstorm und Lobbying
    Ansprüche an den modernen Pressesprecher – Kompetenzen und Herausforderungen

    Pressesprecher sind nicht mehr nur klassische PR-Kommunikatoren sondern mittlerweile gleichzeitig Inputer und Trouble-Shooter in Social Media, Sparringpartner für Führungsriege und CEO, Mittler in der Kommunikation zwischen Geschäftsleitung und Beschäftigten, sowie Lobbyisten für Produkt und Unternehmen: Sie schreiben nicht nur die Rede für den Vorstand, die Pressemitteilung für die Journalisten, sondern senden Mailings, Tweets, Fotos, drehen Videos und senden Livestreams sowie organisieren analoge und digitale Events. Sie stehen permanent im Dialog
    .
    Daneben, und eigentlich das Wichtiste überhaupt, braucht ein Pressesprecher vor allem eine klare Haltung. Er braucht Rückgrat gegenüber der Firmenleitung, aber auch gegenüber den anfragenden Journalisten und der Öffentlichkeit. Er muss eine Position einnehmen. So ist ein Pressesprecher im öffentlich-rechtlichen System, beim Südwestrundfunk, immer auch ein Vertreter für Glaubwürdigkeit, Transparenz und Anspruch, will er weiter für die Legitimation und Erhalt dieser demokratischen Einrichtung stehen. Von den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg als Kontrollinstanz geschaffen, ist die vierte Gewalt bei Rundfunkgegner mehr denn je in der Diskussion, vor der auch Anwürfe wie Lügenpresse nicht halt machen. Demnach ist ein Pressesprecher in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt einer besonderen Ethik und Rhetorik verpflichtet.

    Anja Görzel, Leiterin Presse und Public Relations sowie stellvertretende Unternehmenssprecherin beim Südwestrundfunk. Zuvor war sie politische Redakteurin und hat u. a. die Fernsehnachrichtensendung "Landesschau aktuell" und auch Sondersendungen zur Bundestags- oder Landtagswahlen geplant. Sie hat ein journalistisches Volontariat beim Privatfunk Antenne Niedersachsen in Hannover gemacht. Danach arbeitete sie beim Süddeutschen Rundfunk, Südwestfunk und Südwestrundfunk als Moderatorin, Reporterin, Redakteurin für Hörfunk und Fernsehen in Baden-Baden, Mannheim und Stuttgart. Sie ist im Landesvorstand des Bundesverbands deutscher Pressesprecher (BdP) aktiv und Mitglied im Deutschen Rat für Public Relations (DRPR). Anja Görzel hat Politikwissenschaften, Allg. und Frz. Literaturwissenschaften in Paris und Siegen studiert. Sie ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.


    Freitag 11:00–12:30: Vortrag + anschließend World-Café
    Die dunkle Triade und das „Böse“ in Unternehmen
    Formen und Ursachen von Fehlverhalten in großen Organisationen

    Wer kennt Sie nicht, die Kollegen, die früher nach Hause gehen oder mal einen Briefblock einstecken.  Wer hat nicht die Krisen von Toshiba, VW, Siemens oder den legendären Niedergang von Enron verfolgt. Wer fand sich noch nicht in einer Arbeitskonstellation, in der er intuitiv das Schutzschild so hoch nahm, dass eigentlich eine effektive Zusammenarbeit nicht mehr stattfand. Im Kleinen und im Großen – Fehlverhalten ist ein allgegenwärtiges Phänomen in Unternehmen. Es hat vielfältige Formen. Und es richtet erheblichen menschlichen und materiellen Schaden an.
    Ziel des Vortrags ist es, einen Überblick über wichtigste Erscheinungsbilder von Fehlverhalten zu geben. Er skizziert Typen, ihre Quellen und Ursachen, die sowohl mit den menschlichen Persönlichkeitsmerkmalen und Eigenschaften zu tun haben als auch mit den kulturellen Eigenheiten menschlicher Organisationen. Angesprochen werden die Entstehung von Grauzonen, die Treiber von Kleinstkriminalität, Biotope, in den Hybris entstehen kann, oder die „Dunkle Triade“ der Tyrannen, Narzissten und Psychopathen. Die „dunkle Triade“ ist inzwischen ein fester Begriffe bei internationale Wissenschaftlern, die sich mit Organisationspsychologie beschäftigen.  Neben dieser Kartographie wichtiger typischer Erscheinungsbilder werden Hinweise zu praktischen Konsequenzen für den Aufbau stabiler Organisation und menschlicher Gemeinschaften gegeben.

    Dr. Andreas Poensgen, Managing Partner, Turgot Ventures AG seit 2009, Beteiligungen & Unternehmensentwicklung; The Boston Consulting Group (BCG) 1988-2009, Senior Partner, CEO BCG Schweiz, erweitertes European Management Board, Leitung des Hamburger Büros; DPhil&M.Phil in International Relations/Oxford University/Rhodes Scholar, Neuere Geschichte & Allg. Staatslehre, Universität Göttingen; Jahrgang 1960


    Freitag 14:00–15:30: Vortrag + anschließend World-Café
    Chancen und Grenzen eines interkulturellen und interreligiösen Dialogs
    Welche kommunikativen Kompetenzen sind erforderlich?

    Deutschland ist ein Einwanderungsland, somit ist die deutsche Gesellschaft eine Migrationsgesellschaft. Ausgehend von dieser Tatsache wird die Relevanz von interkultureller Kommunikation deutlich. Auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Miteinander, ob im Privaten oder im Öffentlichen, ist Interkulturalität eine dauerhaft präsente Realität. Unter diesem Aspekt bekommen interreligiöse Dialoge eine große Bedeutung, da neben Kultur auch Religion eine immer bedeutendere Rolle in einer säkularen Gesellschaft einnimmt.

    Was bedeutet interkulturelle Kompetenz? Welcher Impulse bedarf es, um Vielfalt als Bereicherung zu sehen? Und welche Möglichkeiten bietet hier Kommunikation und wo kommt sie an ihre Grenzen?

    Dervis Hizarci, unterrichtet Geschichte und Ethik an einer Kreuzberger Oberschule.
    Er schloss sein Studium der Politikdidaktik und der Englischen Philologie an der Freien Universität Berlin mit dem akademischen Grad eines Master of Education ab. Seit vielen Jahren arbeitet er als Bildungsreferent für verschiedene Behörden, Einrichtungen und Institutionen wie dem Jüdischen Museum Berlin – wo er zwischenzeitlich in der Bildungsabteilung für die Programme gegen Antisemitismus, die Archivworkshops und die Kooperationen mit Schulen verantwortlich war -, der Bundeswehr, der Bundespolizeiakademie und der Berliner Polizei. Inhaltliche Schwerpunkte seiner Tätigkeiten sind: Religionsvergleiche, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und die sozioökonomische Situation der türkeistämmigen Menschen in Deutschland. Als Diversity Trainer bietet er auch Seminare und Workshops zu Themen wie Diskriminierung und Vielfalt an. Nach langjähriger Tätigkeit führte Dervis Hizarci zuletzt die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden in der Türkischen Gemeinde zu Berlin. Er ist Mitorganisator des Turkish-Jewish-Roundtable des American Jewish Committee in Berlin und Vorstandsvorsitzender der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA).


    Freitag 16:00–17:30: Vortrag + anschließend World-Café
    Populisten Paroli bieten.
    Mit der Kraft der Worte gegen die Macht der Schlagworte

    Das Vertrauen in die Kraft des besseren Arguments hat gelitten, seit Populisten unerwartete Triumphe feiern. Mit ihrer Hetze gegen Andersdenkende und Andersglaubende, mit der Verleumdung unabhängiger Medien als „Lügenpresse“ und gewählter Volksvertreter als „Volksverräter“ und mit dem Versprechen einfacher Lösungen für komplexe Probleme schüren die selbst ernannten Vollstrecker des Volkswillens nicht nur Ängste, Hass und Vorurteile. Sie schaufeln der Demokratie das Grab, indem sie das Vertrauen in Fakten und Argumente zerstören - und damit auch den demokratischen Grundkonsens, dass es sich lohnt, einander zuzuhören und Konflikte durch Verständigung zu lösen.
    Gegen die Macht der Schlagworte die Kraft der Worte zu mobilisieren und sich damit gegen die populistischen Marktschreier Gehör zu verschaffen, stellt in diesen angeblich „postfaktischen“ Zeiten hohe Ansprüche nicht nur, aber insbesondere an politische Rednerinnen und Redner. Dabei sollte man sich nicht der Illusion hingeben, den Kampf gegen gefühlte Wahrheiten – zu denen man wohl getrost auch die Beschwörung des „Postfaktischen“ zählen darf – mit nackten Fakten gewinnen zu können. Kein großer Redner, keine große Rednerin hat je allein mit Fakten überzeugt. Worauf sollte also achten, wer Populisten Paroli bieten will? Wie nimmt man den Totengräbern der Demokratie den Wind aus den Segeln - oder besser gesagt: die Erde von der Schaufel? Dazu braucht das bessere Argument die rhetorische Kraft geschliffener Worte und eindringlicher Bilder, um gleichermaßen Hirn, Herz und Bauch - Verstand, Gefühl und Affekte - zu erreichen.

    Caroline Waldeck: Seit 2014 bin ich Redenschreiberin der Staatsministerin für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters MdB, und leite das Referat „Planung und Analyse“. Zuvor war ich von 2010 bis 2013 Redenschreiberin von Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder MdB und habe im Familienministerium das Referat „Reden, Texte, Strategische Planung“ geleitet. Von 2007 bis 2009 war ich Redenschreiberin im Redenreferat des Bundestagspräsidenten, Dr. Norbert Lammert. In den Jahren 2002 bis 2007 habe ich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Abgeordnetenbüro im Deutschen Bundestag gearbeitet, nebenher auch freiberuflich, z.B. für Wirtschaftsverbände. Ehrenamtlich engagiere ich mich seit 2015 in der Flüchtlingshilfe und habe von 2012 bis 2016 im Präsidium des Verbands der Redenschreiber deutscher Sprache mitgearbeitet, dessen Vizepräsidentin ich von 2014 bis 2016 war.