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Gaetano Donizetti: Viva la Mamma!
Gaetano Donizettis 1827 in Neapel uraufgeführte komische Oper Le convenienze ed inconvenienze teatrali, im deutschsprachigen Raum besser bekannt als Viva la Mamma, ist eine Satire, die dem Zuschauer einige Einblicke hinter die intrigenreichen Kulissen des damaligen Theaterbetriebes eröffnet.
Deutsche Übersetzungen dieses vielschichtigen Titels, z.B. Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten des Theaters oder Sitten und Unsitten am Theater können den weiten Assoziationsradius des Italienischen nur sehr ausschnitthaft widergeben. So wie es verschiedene Titel gibt, sind auch mehrere Fassungen bekannt. Noch im 19. Jahrhundert war es üblich, das Werk dem jeweiligen Aufführungsort und -anlass, den jeweils engagierten Sängern und deren Virtuosität anzupassen. Donizetti selbst überarbeitete und erweiterte 1831 die ursprünglich einaktige Farce für eine Aufführung in Mailand.
Durch einige inhaltliche Kniffe flechten der Regisseur Hendrik Müller und der musikalische Leiter Bernhard Epstein zusätzliches musikalisches Material von Donizetti selbst, aber auch von Gioacchino Rossini ein und erweitern das Stück so auf eine angenehme abendfüllende Komödienlänge.
Die Handlung lässt die Zuschauer teilhaben an der Probenarbeit zu einer fiktiven heroischen Oper Romolo ed Ersilia. Jeder - Sänger, Komponist, Dichter und Agent - verfolgt dabei zunächst vor allem seine eigenen Interessen. Der erste Teil des Stückes zeigt ein frühes Probenstadium, in dem die Komposition nicht vollendet, das Stück nur sehr partiell einstudiert ist und alle noch ihre Rangkämpfe austragen. Der zweite Teil dann spielt im Zeitraum der Schlussproben, wobei die Konfliktlage sich verschiebt von den Kämpfen untereinander zu dem Kampf des Künstlers mit der Materie und seiner Umgebung. Eine Aufführung wird Romolo ed Ersilia nicht vergönnt sein.
Als überzeitliche wie zugleich sehr aktuelle Frage steht im Raum: Wie lange werden Künstler noch tun dürfen, was sie tun in einer durchökonomisierten Welt, in der der Spieltrieb des Künstlers als nur mehr dekoratives Schmuckwerk gerade noch geduldet wird? Unsere Künstler spielen dagegen mit aller Macht an. Ihr Spieltrieb wird sich nicht wegrationalisieren lassen.
Mit: Arthur Canguçu, Emanuel Fluck, Koral Güvener, Snæbjörg Gunnarsdóttir / Lara Scheffler, Anna-Katharina Hilpert, Konstantin Krimmel, Robin Neck, Timoleon Sirlantzis, Paula Stemkens / Ho-Young Yang, Mathias Tönges
Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
Regie: Hendrik Müller
Ausstattung: Marc Weeger
Mit dem Stuttgarter Kammerorchester
& Studierenden der HMDK Stuttgart