Orgelsammlung

    Die mollige Schwäbin

    Der romantische Aufbruch in Deutschland, sichtbar zuerst in der Literatur, aber auch in Geschichte und Politik im Gefolge der Napoleonischen Kriege, hatte seinen vielleicht wichtigsten Ausgangspunkt zur gleichen Zeit in Ludwigsburg in der Gestalt von Eberhard Friedrich Walcker, dem wichtigsten deutschen Orgelbauer um die Mitte des 19. Jahrhunderts.  Seine Orgeln zeichnen sich durch eine reiche Palette an 8‘-Labialstimmen, d.h. an fein abgestuften, vor allem leisen Farben in der Grundtonlage aus. Da diese sehr viel Platz beanspruchen, musste für den kleinen Raum eine Auswahl getroffen werden, bei welcher alle wesentlichen Registergruppen (Prinzipale, Streicher, Flöten) in verschiedenen farblichen und dynamischen Varianten auf die drei Manuale verteilt sind. Ebenfalls wegen des beschränkten Raumangebotes musste der Winddruck möglichst niedrig gehalten werden. Dadurch erhält die Orgel einen warmen, sensiblen Grundcharakter, wie er eher für frühromantische als für spätromantische Orgeln typisch ist. Die Orgelbauwerkstätte Konrad Mühleisen in Leonberg, die das Instrument 1998 fertigstellte, legte die mechanische Spieltraktur bewußt weich, in Anlehnung an die Spielweise vieler romantischer Orgeln, aus.