Orgelsammlung

    Die gemütvolle Elsässerin

     

    Frankreich hat in der Zeit von Louis XIV. bis zu Revolution eine grosse, sehr eigenständige Orgeltradition entwickelt, die zu studieren für einen jungen Organisten wegen ihrer besonderen Charakteristika (Ornamentik, rhythmische Fragen) unabdingbar ist. Auch im Orgelbau gab es in Frankreich eine ganz eigene, auch vergleichsweise sehr homogene Entwicklung. Klanglich zeichnet sie sich durch eine Vielzahl von nasalen Timbres aus, die deutlich von der französischen Sprache inspiriert sind und orgelbaulich durch bestimmte Obertonkonstellationen sowie durch zahlreiche Zungenregister (Trompete, Krummhorn, die stark näselnde Voix humaine) realisiert wurden. Dem gegenüber steht im Bereich des silbrigen Mixturenglanzes eine eher warme, dunkle Färbung; hiermit wird häufig bei den typischen Einleitungssätzen der Orgelsuiten eine von der Pedaltrompete in Tenorlage solistisch vorgetragene Melodie des Gregorianischen Chorals wie in einen warmen Mantel gehüllt.

    Da einige der besten französischen Orgelbaufirmen im Elsass angesiedelt sind, haben wir uns dort umgesehen und fanden mit Gaston Kern einen sympathischen, hochkarätigen Handwerker und Künstler, der uns besonders durch seinen liebevollen Umgang mit den Materialien Holz und Metall beeindruckte. Seine bei einigen Restaurierungen gesammelten Erfahrungen führten dazu, dass als stilistisches Vorbild der zwar in Paris ausgebildete, aber im Elsass wirkende Deutsche Johann Andreas Silbermann gewählt wurde, dessen Orgeln im Vergleich zu zentralfranzösischen Instrumenten ein etwas weicheres, eben gemütvolleres Klangbild aufweisen, ein Vorteil im kleinen Orgelsaal.

    Die Orgel besitzt, wie dies für Frankreich typisch ist, ein Rückpositiv, welches hier hinter dem Spieler auf dem Boden steht; seine Registerzüge sind daher im Rücken des Spielers angebracht. Das dritte Manual ist nicht wie in den meisten altfranzösischen Orgeln ein solistisches Récit, sondern, wie häufig im Elsass, ein Echowerk versteckt hinter dem Notenpult.

    Die beiden keilförmigen Blasebälge für die Windversorgung stehen in einem separaten Verschlag links der Orgel und können gesehen werden.