Standortbestimmung

 

Das Figurentheater: Spielen mit Instrumenten der Darstellung

Ich bin es nicht, sondern ich mache es

Im  Figurenspiel entstehen die Spielimpulse aus dem Wechselspiel von Subjekt und Objekt, von belebtem und unbelebtem, animiertem und unanimiertem Material.

Die Figurenspieler sind Autoren der Darstellung, sie lassen die Handlung vor unseren Augen entstehen. Sie delegieren die Aufmerksamkeit: Nicht sie als Subjekt stehen im Mittelpunkt, sondern das Objekt und die Beziehung zu ihm:

In der Absicht, mit Leblosen Lebendiges zu behaupten, mit Passiven Aktives darstellen, unterscheidet sich der Figurenspieler (…) vom Schauspieler. Er delegiert seine Rolle an ein materielles Objekt und distanziert sich damit von ihr, als könne er sie damit sich selbst überlassen, obwohl er doch weiß, dass dieses Rollenobjekt niemals ihn, das einzig vorhandene Spieler-Subjekt, ersetzen kann: Es bleibt immer (…) ein Instrument seiner Darstellung.“ (Werner Knoedgen, neben Albrecht Roser 1983 einer der Gründungsmitglieder des Studiengangs Figurentheater an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart).

Ausschlaggebend für die breitgefächerte und genreübergreifende Stuttgarter Ausbildung ist die Unmittelbarkeit und Vielfältigkeit des Figurentheaters selbst. Das Figurentheater geht von einer uralten Tanz- und Theatertradition aus : dem Spiel mit der Figur, der Puppe, der Maske, dem Objekt. Die Überschneidung mit der darstellenden  Kunst und anderen Ausdrucksformen ist dem Figurentheater seit jeher inhärent. Gegenwärtige Produktionen reichen vom Musik- oder Tanztheater bis in den Bereich Performance, Video und digitalen Medien. Diese Tendenzen erweitern das Studium und öffnen neben den traditionellen Formen neue Arbeits- und Forschungsfelder.