Späte Lieder von Franz Schubert
Schubertklasse der HMDK Stuttgart

Im Lied verschmelzen Poesie, Melodie und instrumentaler Kommentar des Klaviers. Es stellt Sänger und Pianisten – und auch deren Zuhörer – vor besondere Herausforderungen. Partnerschaftliches Musizieren, kammermusikalisches Hören und gemeinsamer Atem sind gefragt, aber auch Worte spielen oder Farben singen, was sich zu einem faszinierenden Abenteuer entwickeln kann.

Auf Entdeckungsreise geht es zusammen mit Thomas Seyboldt, der als Liedpianist im Rahmen des Festivals „schubertiade.de - Forum für Liedkunst“ das gesamte Liedwerk Schuberts aufgeführt hat. Studierende der HMDK Stuttgart aus den Gesangs- und Klavierklassen können Schubertlieder erarbeiten und ihr Verständnis für Stil, Form und Interpretation des Liedes vertiefen. Der überwältigend reiche Kosmos der über 600 Lieder von Franz Schubert bietet vielfältigste Möglichkeiten zum lebendigen Erzählen und beseelten Gestalten, wobei jedes Lied seinen eigenen Zauber entfaltet. Im Zentrum stehen in diesem Semester späte Lieder von Franz Schubert. Der Blick richtet sich auf Lieder aus den Jahren 1827 und 1828, den beiden letzten Lebensjahren Schuberts. Neben Liedern, die in dieser Zeit entstanden sind, gehören dazu auch Lieder, die in diesen zwei Jahren von Schubert erstmals zum Druck gegeben wurden. So kontrapunktieren An die Musik oder An Silvia die schmerzlichen Abgründe einiger Stücke aus der Winterreise. Erfülltes Liebesglück in Bei dir allein, sinnlich-erotisches Sehnen in Heimliches Lieben oder das unbekannte, aber meisterhaft großangelegte Frühlingslied, dessen Anfangszeilen „Geöffnet sind des Winters Riegel“ das Motto des Abends geben, ergänzen den vielfältigen Reichtum dieses Schubert-Kaleidoskops, zu dem auch die großen Gesänge mit Instrumenten beitragen: Der Hirt auf dem Felsen mit Klarinette und Auf dem Strom mit Horn.

Thomas Seyboldt, Liedpianist, Solorepetitor, Musikwissenschaftler, Autor und Herausgeber, lehrt seit 1990 an Musikhochschulen, zunächst in Karlsruhe und ab 2010 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart sowie Liedgestaltung in Lübeck seit 2008. Er gibt Interpretationskurse in Europa und Asien. Als Liedpianist hat Seyboldt das gesamte Liedwerk Schuberts aufgeführt. Er ist künstlerischer Leiter des Festivals „schubertiade.de – Forum für Liedkunst“. Thomas Seyboldt war u.a. Partner von Thomas Quasthoff, Cornelius Hauptmann, Markus Schäfer, Lothar Odinius, Tilman Lichdi, Hanno Müller-Brachmann, Friedemann Röhlig und Michael Nagy, von Bernhard Jaeger-Böhm und Bernhard Gärtner, von Ulrike Sonntag, Heidrun Kordes, Birgid Steinberger und Christiane Hampe sowie dem Geiger Ulf Hoelscher und der Bratschistin Isabel Charisius. Mit dem Bariton Hans Christoph Begemann verbindet Seyboldt eine mehr als 30-jährige Zusammenarbeit als Liedduo. Für die CD Wolfgang Rihm: Goethe-Lieder erhielt das Duo 2016 den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Die CD-Veröffentlichung Franz Schubert: Lieder (live), 5 CDs, Live Produktionen des SWR, wurde von der Opernwelt im Januar 2018 zur CD des Monats gekürt, steht auf der Longlist 1/2018 vom Preis der Deutschen Schallplattenkritik und wurde für die International Classical Music Awards 2019 nominiert. Im September 2019 erschien die CD Wolfgang Rihm: Dort wie hier. Sie erhielt den Pizzicato Supersonic Award und war für die International Classical Music Awards 2020 nominiert. Als neueste CD erschien Ludwig van Beethoven: Lieder. Zahlreiche weitere Aufnahmen dokumentieren seine Arbeit, teilweise mit internationaler Auszeichnung.