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Olivier Messiaen: Catalogue d'oiseaux
Klavierabend mit Alfonso Gómez
Olivier Messiaen
Catalogue d’Oiseaux (1954–1958)
1er Livre
I. Le Chocard des Alpes (Die Alpendohle)
II. Le Loriot (Der Pirol)
III. Le Merle bleu (Die Blaumerle)
2e Livre
IV. Le Traquet Stapazin (Der Mittelmeersteinschmätzer)
3e Livre
V. La Chouette Hulotte (Der Waldkauz)
VI. L’Alouette lulu (Die Heidelerche)
---Pause---
4e Livre
VII. La Rousserolle Effarvatte (Der Teichrohrsänger)
---Pause---
5e Livre
VIII. L’Alouette Calandrelle (Die Kurzzehenlerche)
IX. La Bouscarle (Der Seidenrohrsänger)
6e Livre
X. Le Merle de roche (Der Steinrötel)
7e Livre
XI. La Buse variable (Der Mäusebussard)
XII. Le Traquet rieur (Der Trauersteinschmätzer)
XIII. Le Courlis cendré (Der große Brachvogel)
Alfonso Gómez, Klavier
Olivier Messiaen: Catalogue d’Oiseaux
Toul, Frankreich, Juni 1940. Auf dem offenen Land westlich von Nancy warteten, wie sich der Dichter Guy Bernard später erinnerte, „Tausende erschöpfter und verratener Soldaten der besiegten französischen Armee auf ihren Transport ins deutsche Kriegsgefangenenlager“. Mitten im Trubel lauscht ein abgemagerter junger Komponist aufmerksam dem Gesang der Vögel: Olivier Messiaen. Rund 15 Jahre später komponierte Messiaen seinen Vogelkatalog. In jedem Stück huldigt Messiaen einem bestimmten Vogel, indem er musikalisch dessen Aussehen, seine natürliche Umgebung und den Kontrapunkt zu den anderen Vögeln desselben Territoriums beschreibt. Die Motive haben einen beschreibenden Zweck und führen symbolische Themen wie die Nacht, die Morgendämmerung, die Hitze, den Nebel oder die Meereswellen in der Musik ein. Im Katalog hören wir ganze 77 verschiedene Vögel. In seiner Einleitung zur Uraufführung schrieb der Komponist:
„Und so reise ich jedes Frühjahr bewaffnet mit Bleistiften, Radiergummis, Notenpapier, einem Skizzenblock und einem riesigen Fernglas in verschiedene Regionen Frankreichs auf der Suche nach meinen Lehrern. So entstand mein Catalogue d'Oiseaux für Klavier solo... Alles findet hier seine Ordnung: die Melodien und Rhythmen des Solisten und seiner Nachbarn, der Kontrapunkt zwischen den beiden, ihre Reaktionen, die Momente der Stille und die Korrespondenz mit der Tageszeit (...) All dies wurde in meinem Gehirn mit einer solchen poetischen Kraft geformt, dass ich es nicht ohne Emotionen in Musik umsetzen konnte. Verstehen Sie das nicht falsch! Die Vögel selbst sind großartige Künstler. Sie sind die eigentlichen Komponisten dieser Stücke! Wenn die musikalische Qualität manchmal nachlässt, liegt das daran, dass sich der Komponist seltsam verhalten hat oder ein lästiges Geräusch gemacht hat, etwa gegen einen Stein treten, eine Seite umblättern oder einen trockenen Ast brechen.“ (Olivier Messiaen).Der Catalogue d'Oiseaux stellt eine einzigartige Hommage an die Natur dar und gilt seit seinem Erscheinen als Referenzwerk der Klavierliteratur des 20. Jahrhunderts.
Biographie
Der spanisch-deutsche Pianist Alfonso Gómez hat sich in den letzten Jahren zu einem der profiliertesten Interpreten Neuer Musik entwickelt. Er studierte am Konservatorium in Vitoria-Gasteiz bei Albert Nieto und schloss mit Auszeichnung ab. Dann setzte er sein Studium am Rotterdamer Konservatorium in den Niederlanden bei Aquiles Delle-Vigne fort und beendete es mit dem Konzertexamen an der Hochschule für Musik Freiburg bei Tibor Szász, ebenfalls mit Auszeichnung.
Sehr prägend waren auch Meisterkurse bei Zoltan Kocsis, Vitali Margulis, Jacques Rouvier, Éric Haedsieck, Gilead Mishory, Jan Wijn und Galina Egiazarova sowie Kammermusikunterricht bei Rainer Kussmaul, Jörg Widmann und Jean-Jacques Kantorow. Alfonso Gómez hat Konzerte in Spanien, Frankreich, Holland, Belgien, Österreich, Deutschland, der Schweiz, Luxemburg, Italien, der Ukraine, den USA, Kanada, Mexiko, Taiwan und Südkorea gegeben. Als Solist trat er mit Orchestern wie dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt, Euro-Asian Philharmonic, Baskischen National Orchester, Homburger Sinfonieorchester, Bilbao Sinfonieorchester, Orquesta Sinfónica de Navarra, Rotterdam Young Philharmonic, Orkest van Utrecht und Gyeonggi Philharmonic auf. Bei elf nationalen und internationalen Wettbewerben wurde er mit Preisen ausgezeichnet. Besonders verbunden mit der zeitgenössischen Musik hat Gómez zahlreiche Klavierwerke uraufgeführt und mit führenden Ensembles wie der MusikFabrik, dem Ensemble Recherche oder dem SWR-Ensemble Experimental zusammengearbeitet. Alfonso Gómez hat 12 CDs für verschiedene europäischen Labels eingespielt, die auf ein sehr breites Spektrum an Diversität und Komplexität verweisen, darunter das gesamte Klavierwerk von Maurice Ravel, Vingt Regards sur l´Enfant-Jésus von Olivier Messiaen und die letzten Klavierwerke von Morton Feldman. Seine CD "Ramón Lazkano, piano works" (KAIROS) wurde in Paris mit dem "Grand Prix du Disque Musique Contemporaine de l'académie Charles Cros 2019" ausgezeichnet. Alfonso Gómez ist Professor für Klavier mit Schwerpunkt zeitgenössische Musik an der Hochschule für Musik Freiburg und Dozent an der HMDK Stuttgart.