Claire Antunes-Serra, Violine
Said Azh, Klavier und Schlagzeug
Annika Franz, Gesang
Jonathan Hanke, Klavier
Tobias Hauser, Klavier
Noëmi Rammelt, Klavier
Anna-Lea Rebholz, Viola
Steffen Reichelt, Sprechkunst
Unai Ruiz, Violoncello
Lynn Stiegler, Violine
Tim Strohmeier, Schlagzeug
Prof. Dr. Noam Sivan, Leitung

Alle Musikstücke entstehen live auf der Bühne!

In einem Improvisationsensemble haben alle Teilnehmer*innen drei Aufgaben: Sie sind Komponist*in, Interpret*in und Kammermusiker*in. Wenn ein Orchester eine geschriebene Sinfonie aufführt, ist die Trennung zwischen Komponist und Interpret klar. Aber ist es auch möglich, während der Improvisation im Ensemble Melodien, Harmonien und verschiedene musikalische Strukturen zu schaffen? Wie ist das möglich? Ist es ein Wunder? Nun, ja und nein. Es ist ein Wunder in dem Sinne, dass die Musik jetzt, in diesem Raum, aus dem Nichts, in einer Gruppenarbeit entsteht. Das schafft eine besondere Energie, die sich von vorkomponierter Musik unterscheidet. Aber es ist auch das Ergebnis eines langen Lernprozesses. Während der Proben lernen wir Schritt für Schritt, Melodien, Begleitmuster, spezifische Texturen, Rhythmen zu kreieren, und das alles durch eine gesunde Kombination von Spielen und Hören. Von diesen beiden ist das Zuhören die wichtigere Komponente. Dann entwickelt das Ensemble nach und nach eine gemeinsame Kommunikationssprache, aus der heraus es möglich ist, gemeinsam zu musizieren.

Das Programm für dieses Konzert besteht aus mehreren Stücken. Die Titel im Programm verweisen auf Ideen und Pläne, die es dann ermöglichen, die Musik während des Konzerts live zu improvisieren. Die Konzerteröffnung für zwei Klaviere bildet mit ihrem schnellen Zusammenspiel von improvisierten Rhythmen und Motiven in verschiedenen Stilrichtungen die Bühne für den weiteren Abend. Drei Trios für unterschiedliche Besetzungen zeigen die Möglichkeiten spezifischer kammermusikalischer Kombinationen innerhalb des Ensembles auf und ermöglichen einen individuelleren Ausdruck. Missverständnis für Sprechkunst, Gesang und Ensemble ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit durch Improvisation. Es erforscht das Konzept des Missverständnisses in einer menschlichen Beziehung, zwischen einer Person und sich selbst und zwischen Mensch und Maschine, unter Verwendung bestehender Gedichte und improvisierter Texte.

Die Charakterstücke für das gesamte Ensemble erforschen ein breites Spektrum möglicher Gattungen. Diese können Scherzo, Barcarole, Chaconne, Fuge, Soundscape und mehr umfassen. Jedes Stück präsentiert einen klaren musikalischen Charakter, der sich dann improvisatorisch entfaltet. Die Rhapsodie für Klavier und Ensemble besteht aus mehreren zusammenhängenden Abschnitten, die einen Gedankenaustausch zwischen Klavier und Ensemble ermöglichen. Eine Besonderheit der Ensemble-Improvisation sind die Übergänge zwischen den Abschnitten, die sich aus dem Zusammenspiel von Hören und Reagieren ergeben. Eine berühmte Melodie, wie z.B. Summertime, als Ausgangspunkt für freie Ausarbeitungen zu nehmen, ist ein weiterer Weg, der einem improvisierenden Ensemble zur Verfügung steht. Das musikalische Ergebnis kann sehr unterschiedlich von der Originalfassung sein, so dass der Dialog zwischen der bekannten Melodie und der neuen Interpretation zu erfrischenden Überraschungen führt.
(Noam Sivan)