Concerts and events
Forum Rhetorik
Vom Konflikt zur Verständigung
Eröffnungsveranstaltung im Rahmen des Festivals des Sprechens.
Das Forum Rhetorik kann auch einzeln besucht werden.
Festivalprogramm: www.hmdk-stuttgart.de/veranstaltungen/festival-des-sprechens/
***
Begrüßung
Prof.in Dr.in Kerstin Kipp,
Leiterin des Instituts für Sprechkunst und Kommunikationspädagogik
Prof.in Annegret Müller,
Dekanin der Fakultät IV und stellvertretende Leiterin des Instituts für Sprechkunst und Kommunikationspädagogik
Vorträge
Heiße Konflikte. Die Bedeutung von Emotionen in der Konfliktlösung
Prof. Dr. Kathrin Thiel
Wo Menschen zusammen arbeiten und leben, kommt es zu Konflikten, häufig begleitet von heftigen, negativ erlebten Emotionen wie Empörung oder Schuldvorwürfen. Ob Konflikte Vertrauen in die andere Person zerstören oder konflikthafte Situationen sogar als vertrauensstärkend erlebt werden, hängt davon ab, wie wir mit ihnen umgehen. Eine langfristige Beilegung eines Konflikts ist nur da möglich, wo wir uns selbst und die andere Konfliktpartei besser verstehen und erkennen, was die eigentliche Ursache für diesen Konflikt ist. Dieser Vortrag geht der Frage nach, wie Menschen in Konflikten agieren und weshalb es sich lohnt, Emotionen in der Konfliktlösung nicht auszuklammern, sondern sie produktiv zu nutzen, um eine wirkliche Verständigung der Konfliktparteien und damit eine langfristige Lösung des Konflikts zu ermöglichen.
Zur Person: Prof. Dr. Kathrin Thiel, Professorin für Interaktion und Beratung in Non-Profit-Organisationen (IHL Liebenzell). Beraterin im NPO-Kontext.
***
Jenseits des Konflikts. Grundzüge einer Rhetorik der Versöhnung
Prof. Dr. Olaf Kramer
Viele deliberative Demokratien kämpfen mit einer zunehmenden Polarisierung der politischen Debatten. Themen wie Klimawandel, Corona-Politik und Gender lösen erbitterte gesellschaftliche Auseinandersetzungen aus, in denen es für die Wissenschaft immer schwerer wird, Gehör zu finden. Ein gesellschaftlicher common ground, als gemeinsame Verständigungsbasis, ist immer schwerer zu definieren. Die Ursachen sind vielfältig: soziale Veränderungen, medialer Wandel, aber auch die Komplexität wissenschaftlicher Erkenntnisse spielen eine Rolle. Wie kann vor diesem Hintergrund Verständigung gelingen? Wie sehen Formen einer einladenden Rhetorik aus, die Polarisierungsprozesse vermeidet und Raum für Diversität und politische Deliberation gleichermaßen lässt.
Zur Person: Professor für Rhetorik und Wissenskommunikation am Seminar für Allgemeine Rhetorik (Universität Tübingen), Direktor des Forschungszentrums für Wissenschaftskommunikation
***
Der Wille zum Feind.
Über den Unterschied von populistischer und demokratischer Rhetorik
Dr. Reinhard Olschanski
Der Wille zum Feind ist tiefster Antrieb des Populismus. Auch seine »Liebe« zu Volk, Familie und Vaterland ist vergiftet. Sie lebt vom Hass auf all jene, die ausgeschlossen werden. Was macht diese Feindausdeutung so attraktiv? Warum findet sie in Medien und Öffentlichkeit und bei politischen Wahlen so großen Anklang?
Der Vortrag untersucht den Populismus dort, wo er ganz bei sich ist – in der populistischen Rede. Hier entsteht eine besondere rhetorische Verbindung zwischen Redner, Publikum und Redegegenstand, in der es – im Unterschied zur demokratischen Rede – nicht um Problemlösung und sachliche Erörterung geht. Der populistische Redner meint es vielmehr persönlich! Sein Gegenstand ist der Feind, den er beschwört. Und sein letzter Zweck ist eine »magische« Transformation seines Publikums anhand des Feindbilds. Populistische Rede spaltet Gesellschaft im Versprechen auf ein Neues – oder auch sehr altes – exklusives Wir.
Zur Person: Geboren 1960, Dr. phil, arbeitet als Grundsatzreferent im Staatsministerium Baden-Württemberg, Studium der Philosophie, Musik, Politik und Germanistik in Berlin, Frankfurt und Urbino (Italien). Promotion bei Axel Honneth. Diverse Lehrtätigkeiten.
Moderation: Prof.in Dr.in Kerstin Kipp,
Professorin für Angewandte Rhetorik und Sprechwissenschaft, HMDK Stuttgart
Gefördert von: Berthold Leibinger Stiftung &
Stiftung Landesbank Baden-Württemberg