Concerts and events

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    oder
    Mi 13.04
    19:00 Uhr
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    Eintritt frei
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    Wessen Universalität? Person & Werk
    Diskussion mit Wiegandt, Engelhardt, Meyer, Tatari

    Für die klassische Ästhetik ist die Person des Künstlers oder der Künstlerin nur sehr sekundär relevant für die Bewertung des Kunstwerks. Die entscheidende Frage ist für sie: Ist etwas wirklich Kunst oder nicht? Wenn es sich wirklich um Kunst handelt, dann ist es ein Universales. Es ist wahr und gut. Es hat Sinn. Doch die postkoloniale Debatte über die Identität der Künstler*innen und die Debatte über die moralische Beurteilbarkeit ihrer persönlichen moralischen und politischen Haltung stellte die Universalität der Werke in Frage.

    Marc Engelhardt studierte an der Musikhochschule Hannover bei Prof. Klaus Thunemann. 1986 verpflichtete ihn das Rundfunksinfonieorchester Saarbrücken als 1. Solofagottisten. In dieser Position spielte er auch in den Sinfonieorchestern des BR, NDR, WDR, SWR und HR, bei den Bamberger Symphonikern und an der Hamburgischen Staatsoper. Als Solist konzertierte Marc Engelhardt mit dem RSO Saarbrücken, der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz sowie dem WKO Heilbronn und dem Kölner Kammerorchester. 2001 ernannte ihn die HMDK Stuttgart zum Professor. Meisterkurse und die Tätigkeit als Juror bei internationalen Wettbewerben führten ihn nach Frankreich, Russland, Polen, Japan, China, Korea sowie in die Schweiz und die USA. Er ist Dekan der Fakultät 2 an seiner Hochschule. Seine ehemaligen Studentinnen und Studenten nehmen Positionen in Orchestern auf der ganzen Welt ein.

    Andreas Meyer studierte Violine in Lübeck und Musikwissenschaft, Soziologie und Philosophie in Freiburg i.Br. und Berlin. Promotion 1998 mit einer Arbeit über Ensemblelieder von Schönberg, Strawinsky, Ravel u.a., Habilitation 2005 über „Musikalische Lyrik im 20. Jahrhundert“ (beides Humboldt-Universität, Berlin). Seit 2007 Professor für Musikwissenschaft an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Veröffentlichungen zur Musik des 19. und 20. Jahrhunderts, zur Musiktheorie der Renaissance und zur Ästhetik und Soziologie der Musik. Aktuelle Arbeiten gelten u.a. dem Performancebegriff, der Musikgeschichte im synchronen Schnitt („1913“) und der Geschichte der musikalischen Interpretation.

    Marita Tatari vertritt die Professur Gegenwartsästhetik am Campus Gegenwart der HMDK Stuttgart. Sie promovierte 2005 in Philosophie bei Jean-Luc Nancy in Straßburg, und habilitierte sich 2017 an der Ruhr Universität Bochum. Sie war Humboldt-Fellow am German Department der University of California at Berkeley (2018-2019) und am ZfL Berlin (2020-2021). Bücher: Ästhetische Universalität –Vom fortbestehenden Wir (Metzler, erscheint 2022), Kunstwerk als Handlung – Transformationen von Ausstellung und Teilnahme, | Wilhelm Fink Verlag 2017, Orte des Unermesslichen – Theater nach der Geschichtsteleologie (Hg), diaphanes 2014, Heidegger et Rilke, L‘Harmattan 2013.

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    Für wen ist die Kunst, wer ist der Adressat? Die neuzeitliche Philosophie hatte Kunst (und damit auch Musik) als etwas gedacht, das jeden Menschen berühren kann: als ein Universales, als Ausdruck des Menschseins der Menschen. Alt ist aber auch die Infragestellung dieser Universalität. Angeregt von dieser Kritik entstanden immer wieder neue Kunstformen. Der Rahmen, in dem neue und alte Kunst sich einem Publikum darbieten, wurde hinterfragt. Institutionenkritik sowie die Debatte über die Auswirkungen des westlichen Universalitätsanspruchs haben auch in letzter Zeit dazu geführt, die Trennlinie zwischen Kunst und Leben neu zu verhandeln. Dass sich die Künste auf etwas Gemeinsames beziehen, und sei es auch nur auf eine Öffentlichkeit, ist unumstritten. Gestritten wird darüber, wie dieses Gemeinsame zu verstehen ist.

    Commons ist das Stichwort einer aktuellen Debatte, die die gemeinsame Dimension geteilter Güter thematisiert. Natürliche und kulturelle Ressourcen sowie digitale und reale Räume bedingen das gesellschaftliche Miteinander. Angefangen bei Luft und Wasser bis hin zu Bildung und Technologie sind die geteilten Güter Privatisierungsprozessen ausgesetzt. Sind die Künste ein Gemeingut? Machen sie Universales erfahrbar? Geht es in ihnen um ein Gemeinsames im Herzen der geteilten Güter?

    Wir laden am Campus Gegenwart Künstler*innen, Kulturproduzent*innen und Theoretiker*innen von den Bereichen Musik über Theater bis hin zur Bildenden Kunst ein, über die gemeinsame Dimension der Kunst und Musik unter gegenwärtigen Bedingungen zu debattieren.

    www.campusgegenwart.de