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Wem gehört Shakespeare?
Ein Vortrag von Kai Wiegandt
Wem gehört Shakespeare?
Eine Erörterung am Beispiel des „Robben Island Shakespeare“
Während der Apartheid in Südafrika reichten Nelson Mandela und andere politische Häftlinge auf der Gefängnisinsel Robben Island eine Ausgabe von Shakespeares Werken untereinander herum: den sogenannten „Robben Island Shakespeare“. In der Ausgabe strichen sie Passagen an, die sie für wichtig hielten. Am Beispiel des „Robben Island Shakespeare“ zeigt der Vortrag, wie Macht Kunst zur Ausgrenzung gebraucht und welche Strategien Ausgegrenzte ergreifen, um Teilhabe an Kunst zurückzufordern und ins Werk zu setzen. Im Zentrum steht die Frage, wem Shakespeare gehört und wie er gelesen und gespielt gehört – als Vertreter einer eurozentrischen und kolonialen Sicht auf die Welt oder als Dramatiker universeller Werte und Erfahrungen.
Kai Wiegandt ist Professor für Literatur an der Barenboim-Said Akademie Berlin. Seine Arbeitsschwerpunkte umfassen postkoloniale Literatur und Weltliteratur, Migrationsliteratur, frühneuzeitliche Literatur und Kultur, literarische Anthropologie und die Berührungspunkte zwischen Philosophie und Literatur. Im Jahr 2014 wurde er zum Mitglied der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gewählt, 2018 wurde er von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ins Heisenberg-Programm aufgenommen.
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Für wen ist die Kunst, wer ist der Adressat? Die neuzeitliche Philosophie hatte Kunst (und damit auch Musik) als etwas gedacht, das jeden Menschen berühren kann: als ein Universales, als Ausdruck des Menschseins der Menschen. Alt ist aber auch die Infragestellung dieser Universalität. Angeregt von dieser Kritik entstanden immer wieder neue Kunstformen. Der Rahmen, in dem neue und alte Kunst sich einem Publikum darbieten, wurde hinterfragt. Institutionenkritik sowie die Debatte über die Auswirkungen des westlichen Universalitätsanspruchs haben auch in letzter Zeit dazu geführt, die Trennlinie zwischen Kunst und Leben neu zu verhandeln.
Dass sich die Künste auf etwas Gemeinsames beziehen, und sei es auch nur auf eine Öffentlichkeit, ist unumstritten. Gestritten wird darüber, wie dieses Gemeinsame zu verstehen ist. Commons ist das Stichwort einer aktuellen Debatte, die die gemeinsame Dimension geteilter Güter thematisiert. Natürliche und kulturelle Ressourcen sowie digitale und reale Räume bedingen das gesellschaftliche Miteinander. Angefangen bei Luft und Wasser bis hin zu Bildung und Technologie sind die geteilten Güter Privatisierungsprozessen ausgesetzt. Sind die Künste ein Gemeingut? Machen sie Universales erfahrbar? Geht es in ihnen um ein Gemeinsames im Herzen der geteilten Güter?
Wir laden am Campus Gegenwart Künstler*innen, Kulturproduzent*innen und Theoretiker*innen von den Bereichen Musik über Theater bis hin zur Bildenden Kunst ein, über die gemeinsame Dimension der Kunst und Musik unter gegenwärtigen Bedingungen zu debattieren.
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