Concerts and events

    VERANSTALTUNGEN
    oder
    Do 20.12
    18:30 Uhr
    Kammermusiksaal
    Prof. Dr. Sointu Scharenberg (Stuttgart)
    Eintritt frei
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    Mit Birmas Marionetten gegen teutonische Heiligtümer

    Koreferat: Prof. Dr. Raimund Vogels (Hannover · Musikethnologie)

    Franz Bleis »Nusch-Nuschi« für burmanische Marionetten nutzt Paul Hindemith für einen Opern-Einakter, dem Oskar Schlemmer Bühnenbild und Choreographie beisteuert, woraufhin Stuttgart am 4. Juni 1921 einen Theaterskandal erlebt. Über Wochen fordern danach lokale, aber auch nationale Feuilletons kulturpolitische Konsequenzen: Nur die »wahre Kunst« gehöre auf die Landesbühne, denn nur diese könne der Volkserziehung dienlich sein.Die künstlerische Gestaltung, die eine in allen Bereichen künstlich erzeugte Fremde als Maske nutzt und jeglichen barrierefreien Genuss vereitelt, wirft die Frage auf, was wirklich dem Verstehen dieser Inszenierung im Wege stand, weitgehend unbekanntes Terrain oder der bildungsbürgerliche Kunstgeschmack. Die Vermutung liegt nahe, dass zwar das Anliegen der drei Expressionisten von einem durchaus kunstverständigen Publikum verstanden, jedoch nicht als Gehalt von Kunst zugelassen wurde.Lassen wir uns nur dann auf das Unbekannte ein, wenn unsere kulturelle Basis nicht ins Wanken gebracht wird? Mutet Verfremdung, wenn sie mit Provokation des Geschmacks gepaart wird, dem Publikum zu viel zu? Bis wohin taugt das Fremde als Maske?

    SOINTU SCHARENBERG studierte Schulmusik, Germanistik, Philosophie, Psychologie und Pädagogik in Kassel und Hannover. 1988 – 92 Schuldienst in Wilhelmshaven und Westerstede, anschließend wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für musikpädagogische Forschung, Hannover; Forschungsaufenthalte in der Schweiz, in Österreich und den USA. Von 1997 an Studienrätin in Oldenburg, 2003 Berufung auf eine Professur für Musikpädagogik an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.

    RAIMUND VOGELS studierte Musikwissenschaft in Köln, Legon (Ghana) und Berlin, wo er im Jahr 1987 mit einer Dissertation über die Frauengesänge der Dagaaba im Nordwesten Ghanas promovierte. 1995 begann er eine fünfjährige Assistenzzeit am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Köln, wo er sich über die Musik an den islamischen Herrscherhöfen im Nordosten Nigerias habilitierte. Zum Sommersemester 2001 wurde er als Professor für Musikethnologie an die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover berufen. Für seine Bemühungen um das Fach Musikethnologie wurde ihm 2008 der Niedersächsische Wissenschaftspreis zuerkannt, seit 2011 ist er zudem Direktors des Center for World Music in Hildesheim.

    Responses to Diversity
    Musikunterricht und -vermittlung im Spannungsfeld
    globaler und lokaler Entwicklungen.

    Konzeption: JProf. Dr. Jens Knigge

    Eine Veranstaltungsreihe im WS 2012/13
    des Instituts für Musikwissenschaft und Musikpädagogik