Concerts and events
Franz Schubert: Lieder, Gesänge und Ensembles
nach Gedichten von Walter Scott, William Shakespeare u.a.
„...den gefeierten Namen des Scott an der Stirne tragen...“
Franz Schubert – Lieder, Gesänge und Ensembles nach englischen Dichtern
Als der schottische Dichter Walter Scott im Jahr 1810 seinen Versroman „The Lady of the Lake“ veröffentlicht, wird daraus ein spektakulärer Erfolg. Mit 25.000 verkauften Exemplaren in acht Monaten bricht das Werk alle Rekorde im Bereich der Poesie und macht den 38-jährigen Dichter weit über die Grenzen Englands hinaus berühmt. Es beginnt eine Reisewelle begeisterter Leser ins westliche schottische Hochland zum Loch Katrine, dem See, an dem die Handlung um die Heldin Ellen spielt. Der bis heute anhaltende Tourismus in dieser Gegend wurde durch „The Lady of the Lake“ begründet, das seit 1899 verkehrende Ausflugsschiff trägt den Namen „Sir Walter Scott“.
1819 erschien im Bädeker-Verlag in Essen „Das Fräulein vom See“ als erste deutschsprachige Übertragung „aus dem Englischen und mit einer historischen Einleitung und Anmerkungen von D. Adam Storck, Professor in Bremen.“ Aus dieser Ausgabe komponierte Franz Schubert zwischen April und Juli 1825 sieben Gesänge und gab sie unmittelbar nach ihrer Entstehung zum Druck. Sie erschienen dann im April 1826 bei Mathias Artaria in Wien mit der Opusnummer 52 als „Sieben Gesänge aus Walter Scotts Fräulein vom See“ in einer zweisprachigen deutsch-englischen Ausgabe. Schubert setzte besondere Hoffnungen in diese Lieder: „... indem sie den gefeierten Namen des Scott an der Stirne tragen, und auf diese Art mehr Neugierde erregen könnten, und mich bei Hinzufügung des englischen Textes auch in England bekannter machen würden.“
Dieser sehr selten zu hörende Zyklus steht – in deutscher Sprache gesungen – im Zentrum des Konzerts der Schubertklasse. Mit der „Hymne an die Jungfrau“, dem berühmten „Ave Maria“, zählt zu diesen Gesängen eines der bekanntesten Schubertlieder, dessen eigentlichen Zusammenhang freilich die wenigsten kennen. Weitere Vertonungen aus seinerzeit berühmten Romanen „Walter Scotts – A Legend of Montrose“, „The Pirat“, „Ivanhoe“ – ergänzen das Programm ebenso wie „Eine Altschottische Ballade“, die Johann Gottfried Herder aus „Reliques of Ancient English Poetry“ des Thomas Percy ins Deutsche übertrug und als „altes, recht schauderhaftes Schottisches Lied“ bezeichnete. Schubert bannt diese Verse im April 1828 als Strophenlied in ein erschütterndes Psychogramm von geradezu magischer Wirkung.
Von 1824-1826 erschien die Wiener Shakespeare-Ausgabe, bei der auch Schuberts Freund Eduard von Bauernfeld und August Wilhelm Schlegel als Übersetzer mitgewirkt haben. Im Juli 1826 setzt Schubert daraus drei Gedichte in Musik: Das „Trinklied (Bacchus, feister Fürst des Weins)“ wird in Shakespeares „Antony and Cleopatra“ den mächtigsten Männern des römischen Reiches, den Triumviren Cäsar, Marcus Antonius und Pompeius gesungen, die ihren Bund bei einem Gelage bekräftigen, das „Ständchen (Horch, horch, die Lerch)“ stammt aus dem Drama „Cymbelin“ und wird der Prinzessin Imogen von einem ihrer Verehrer gebracht und der Gesang „An Silvia“ aus „The two Gentlemen of Verona“ gilt der schönen und geistreichen Tochter des Herzogs von Mailand. Schuberts Musik betört in diesen Shakespeare-Vertonungen durch zauberhafte Leichtigkeit und sprühende, überschäumende Lebensfreude.
PROGRAMM
Eine altschottische Ballade (Percy/Herder) D 923
Seda Amir-Karayan, Emanuel Fluck, Katharina Schlenker
Lieder nach Gedichten von Sir Walter Scott
Sieben Gesänge aus Walter Scott's „Fräulein vom See“ op. 52
Ellens Gesang I D 837
Johanna Pommranz, Manon Parmentier
Ellens Gesang II D 838
Johanna Pommranz, Katharina Schlenker
Bootgesang D 835
Roger Gehrig, Jo Holzwarth, Nikolaus Fluck, Han Gao,
Emanuel Fluck, Konstantin Krimmel, Kathrin Schweizer
Coronach (Totengesang der Frauen und Mädchen) D 836
Johanna Pommranz, Sarah Rehberg, Chisa Tanigaki,
Seda Amir-Karayan, Katharina Schlenker
Normans Gesang D 846
Roger Gehrig, Shihono Higa
Ellens Gesang III: Hymne an die Jungfrau D 839
Chisa Tanigaki, Katharina Schlenker
Lied des gefangenen Jägers D 843
Konstantin Krimmel, Verena Denninger
***** Pause *****
op. 85
Lied der Anne Lyle (MacDonald) D 830
Sarah Rehberg, Manon Parmentier
Gesang der Norna D 831
Seda Amir-Karayan, Manon Parmentier
***
op. 86
Romanze des Richard Löwenherz D 907
Han Gao, Katharina Schlenker
***
Lieder nach Gedichten von William Shakespeare
An Silvia (Gesang) op. 106,4 D 891
Jo Holzwarth, Kathrin Schweizer
Ständchen D 889
Nikolaus Fluck, Kathrin Schweizer
Trinklied D 888
Emanuel Fluck, Verena Denninger