Concerts and events
Das Ende von Eddy
von Édouard Louis
Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Wenn nein: wohin jetzt mit diesem Leben? (Zurück auf Los geht hier nicht.) Wenn ja: wie fühlt es sich an, das bisherige Leben verbracht zu haben? Stunde für Stunde, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Ein Leben lang, ein Leben, das nicht das eigene ist?
Eddy wächst in einer ihm fremden Welt auf. Hier sind Männer Männer, wenn sie viel trinken, ohne wirklich Träume zu haben. Wenn sie harte Arbeit in der Fabrik leisten und mit zu wenig Geld zu spät nach Hause kommen. Fußball spielen. Oder laut darüber streiten. Sich Schlägereien liefern. Frauen lieben genau so, wie sie es vorher in den Videos heimlich gesehen haben. Männer sind hier echte Kerle, Frauen sind Mutter, Hausfrau, vielleicht Kassiererin. Wer etwas Anderes will, gehört nicht zur Gemeinschaft.
Eddy fühlt: er ist anders. Wenn er spricht, lachen die anderen über seine Stimme, wenn er sich bewegt, verhöhnen sie seinen Lauf, seine Gestik. Wenn er still ist und starr schlagen sie zu und lachen über ihn. Mädchen interessieren Eddy nicht. Seine Homosexualität versucht er zu verleugnen und zu verbergen. Eine erste Freundin, demonstrativ den anderen vorgeführt, hilft da nicht lange. Eddy sucht nach einem Weg, anders sein zu dürfen, denn wie die anderen kann er nicht werden. Ändern kann er weder sich noch sein Umfeld. Wohin also?
Edouard Louis begann mit 18 Jahren seinen ersten Roman zu schreiben. Seine Geschichte von Eddy trägt starke autobiografische Züge. Als Skandalautor und Wunderkind wird er ausgezeichnet, seit 2014 in verschiedene Sprachen übersetzt, seine Texte werden auf Bühnen zwischen New York, Paris und Berlin erfolgreich inszeniert. Louis führt dieser Gesellschaft vor, wie sehr neben der sich als aufgeklärt feiernden Welt noch andere Lebensweisen und Auffassungen weiter machtvoll existieren. Homophobie, Armut und Bildungsferne sind keine Themen anderer Länder oder Zeiten, sondern ein gegenwärtiger Alltag, den wir oft lieber als komisch betrachten wollen, statt ihn zu ändern.
Nina Mattenklotz inszenierte seit 2008 u.a. am Schauspielhaus in Wien und Zürich, in Hamburg, Basel, Bremen, Graz und Luzern und mehrfach auch am Staatsschauspiel in Stuttgart. Mehrfach wurden ihre Regiearbeiten ausgezeichnet und auf Festivals eingeladen.
Wie sich soziale Klassen und geschlechtsspezifische Herrschaftsverhältnisse in privater und beruflicher Sphäre widerspiegeln, sind zentrale Themen ihrer Arbeiten.
Eine Produktion mit Studierenden der Schauspielschule der HMDK
Regie: Nina Mattenklotz - Ausstattung: Lena Hiebel Dramaturgie: Frederik Zeugke
Der Kartenvorverkauf beginnt jeweils vier Wochen vor dem jeweiligen Vorstellungstermin.