Concerts and events
echtzeit | Komponistenwerkstatt - VorKonzert 19 Uhr
Neues aus den Kompositionsklassen Prof. Caspar Johannes Walter
und Prof. Marco Stroppa
echtzeitEnsemble | Leitung: Christof M Löser
Elektronik: Prof. Piet Johan Meyer
19 Uhr | Orchesterprobenraum
Malte Giesen (*1988, Klasse Prof. Marco Stroppa)
flatrate (2011)
für großes Ensemble mit Sprechern und Sampler
echtzeitEnsemble der Musikhochschule Stuttgart:
Vivien Heuberger, Flöte
Lena Gersbacher, Oboe
Martina Wratsch, Baritonsaxophon
Nils Peters, Fagott
Carsten Duffin, Horn
Quentin Malchaire, Trompete
Leerang Kim, Tuba
Martin Gieschen, Schlagzeug
Susanne Kabalan, Harfe
Akino Nishizawa, Klavier
Natasha López Fernández, Klavierassistenz
Luca Richelli, Klavierassistenz
Timm Roller, E-Gitarre
Brenda Frasier, Violine
Agata Zieba, Viola
Marie Louise Lind, Violoncello
Jens Veeser, Kontrabass
Hanna Kölbel, ad hoc
Hsiao-Feng Chang, ad hoc
Huihui Cheng, ad hoc
Andrew Digby, ad hoc
Rafael Nassif, ad hoc
German Moreno Brull, ad hoc
Susanne Alt, Sprecher
Lena Conrad, Sprecher
Simon Kubat, Sprecher
Kamal Singh, Sprecher
Jonas Bolle, Sprecher
Wolfgang Keller, Keyboard
Prof. Piet Meyer, Klangregie
Christof M Löser, Leitung
20 Uhr | Orchesterprobenraum
Luca Richelli (* 1963)
InterlaYflute (2008)
für Flöte und Elektronik
Sabine Beisswenger, Flöte
Luca Richelli, Elektronik
Jesse Broekman (*1985, Klasse Prof. Marco Stroppa)
Of was dat een andere keer, dat alles een andere keer was (2011)
Studie für sechs Instrumente
echtzeitEnsemble der Musikhochschule Stuttgart:
Chiara Sabia, Flöte
Martina Wratsch, Sopransaxophon
Onurcan Catagay, Trompete
Agata Zieba, Viola
Raphael Paratore, Violoncello
Jens Veeser, Kontrabass
Christof M Löser, Leitung
Vincent Herrmann (*1992, Klasse Prof. CJ Walter)
neues Stück (2011)
für Klavierquartett
echtzeitEnsemble der Musikhochschule Stuttgart:
Veronika Braun, Violine
Frederik Koos, Viola
Jonas Palm, Violoncello
Vincent Hermann, Klavier
WANDELHALLE Ebene 8
Rafael Nassif (*1984, Klasse Prof. CJ Walter)
neues Stück (2011)
für Oboe solo, Kontrafagott, Tuba und Kontrabass
echtzeitEnsemble der Musikhochschule Stuttgart:
Luc Durand, Oboe solo
Eleonore Waibel, Kontrafagott
Josef Fröschl, Tuba
Florian Bony, Kontrabass
- Pause -
Fortsetzung im OPR
Theodor Schubach (*1985, Klasse Prof. Marco Stroppa)
neues Stück (2011)
für zwei Klaviere und Live-Elektronik
Beste Aydin, Klavier
Vincent Herrmann, Klavier
Theodor Schubach, Elektronik
Prof. Piet Meyer, Elektronik
Andrés Gonzáles (Klasse Prof. Marco Stroppa)
Anorgánica (2011)
für Ensemble
echtzeitEnsemble der Musikhochschule Stuttgart:
Alba Sanz, Flöte
Mandy Quenouelle, Oboe
Maxim Conrad (als Gast), Klarinette
Silke Strahl, Tenorsaxophon
Nils Peters, Fagott
Jennifer Sabini, Horn
Andrés Gonzáles Quena/Zampona
Christof M Löser, Leitung
Sophie Pope (*1988, Klasse Prof. CJ Walter)
Blechbläserquintett (2011)
Sebastian Leibing, Trompete
Anke Herrmann, Trompete
Felix Baur, Horn
Andrew Digby (als Gast), Posaune
Josef Fröschl, Tuba
Davor Vincze (*1983, Klasse Prof. Stroppa/Prof. Walter)
Inflection Point (2011)
für Ensemble und Elektronik
echtzeitEnsemble der Musikhochschule Stuttgart:
Yukiko Otaki, Flöte
Risa Soejima, Oboe
Marion Schweihofer, Klarinette
Patrick Hammer, Sopransaxophon
Kaylie Dunston, Schlagzeug
Maximilian Eder, Schlagzeug
Akino Nishizawa, Celesta
Brenda Frasier, Violine
Ruth-Maria Mersmann, Violine
Susanne Ling, Viola
Prof. Piet Meyer/Davor Vincze, Elektronik/Klangregie
Christof M Löser, Leitung
Programmtexte
Malte Giesen :: Flatrate (2011)
Flatrate ist das letzte aus einer Reihe von Stücken, in der ich mich mit dem Surrealismus und insbesondere André Bretons écriture automatique im Hinblick auf neue kompositorische Verfahren beschäftigt habe (die litanies for heliogabalus). Gleichzeitig ist es aber auch der Anfang eines neuen Zyklus von Stücken, die sich mit der Thematik Pareidolie befassen. Dieser Begriff bezeichnet das Phänomen, dass auftritt, wenn wir in zufälligen Strukturen Sinn zu erkennen zu meinen. Das Gehirn tendiert immer dazu, Sinn oder Regelmäßigkeit zu erkennen, auch dort wo keine vorhanden ist. Beispielsweise vermutet ein Großteil der Menschen in der Sequenz OXXXOXXXOXXOOOXOOXXOO eine höhere Ordnung, obwohl die Verteilung statistisch gesehen sehr zufällig ist. Ohne dieses Phänomen kann keine Kunst existieren. Kunst basiert immer auf unvollständiger Information, sie gibt keine vorgefertigten Antworten, keine absoluten Wahrheiten. In jeder Information vermuten wir einen Sinn, unseren Sinn. Nur so kann eine Kommunikation, oder eine Identifikation mit dem Kunstwerk stattfinden. Das zweite große Thema dieses Stücks ist die Zeitempfindung in Bezug auf Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart. Studien, dass der Mensch die Zeit in Abschnitten von 2,7-3 Sekunden wahrnimmt. Die Gegenwart beträgt für uns also diese Zeitspanne. Die Idee war nun: Was passiert bei einer Musik, die nur aus musikalischen Einheiten von maximal 3 Sekunden besteht, möglichst verschiedenen in Dynamik, Instrumentierung, Farbe und Charakter? Blöcke nebeneinander gestellt, durch keine innermusikalische Architektur miteinander verbunden, teilweise sehr abstrakt, teilweise Verweise auf Kunst, Alltag und Alltagskunst. Würden sie, so wie sie sind, einfach nebeneinander gehört, jeder Block exponiert? Wohl kaum, da wir die Klänge nie hören, wie sie sind, dazu werden wir auch nie in der Lage sein. Während des Stücks erklingen in der Elektronik 687 verschiedene Klangschnipsel, jeder maximal 3 Sekunden lang, alle sind handgemacht, d.h. alle sind aufgenommen und von Hand bearbeitet worden, kein Automatismus hat sie generiert. Zusammenhänge, Verlaufslinien, individuelle Querverbindungen entstehen im Kopf des Hörers, das Stück entsteht im Kopf des Hörers, es lässt keine allgemeingültige Interpretation zu und will es auch gar nicht. Solche semantischen Blöcke gibt es auch in der Textbehandlung. Die Fragmente stammen alle aus der Pinnwand meines Facebook-Profils, alles öffentliche Mitteilungen völlig verschiedener Art, die neu zusammengesetzt sind und so neue Zusammenhänge erahnen lassen, teils in Korrelation zur Musik, teils eigenständig.
Malte Giesen, 1988 in Tübingen geboren, komponierte im Alter von 14 Jahren seine ersten Werke. Er schrieb Musik fur mehrere Kurzfilme, Theater- und Konzertprojekte. Seit 2007 studiert er an der Hochschule fur Musik und Darstellende Kunst Stuttgart Komposition / Computermusik bei Marco Stroppa und Oliver Schneller. 2006 war er Teilnehmer des Förderkurses „Jugend komponiert" mit Wolfgang Ludewig, Jan Kopp, Joachim Bornhoefft, Christian Halten und Helmut Lachenmann. 2009 erhielt er den ersten Preis des Deutschen Musikwettbewerbes Komposition. Seit 2010 ist er Stipendiat der GdF der MH Stuttgart finanziert durch die Carin-Riesen-Stiftung. 2010-2011 weitere Studien am CNSMD Paris bei Gérard Pesson, Tom Mays und Michael Levinas. Nominé für das MATA Festival 2011 in New York. Seit 2011 ist er Stipendiat der Oscar und Vera Ritter-Stiftung. Teilnahme an Meisterkursen und Unterricht bei u.a. Beat Furrer, G.F. Haas und Peter Ablinger. Seine Werke wurden von bekannten Ensembles im In- und Ausland zur Aufführung gebracht, u.a. Sonic.Art Saxophon-Quartett, Ensemble Ascolta, Gelber Klang Stuttgart, Neue Vocalsolisten Stuttgart, Orchestre du CNSM, Ardey Saxophon-Quartett. Zusammenarbeit mit Künstlern aus anderen Bereichen, Vermittlung von Neuer Musik an Schulen und Musikschulen, Gründungsmitglied im Klangbüro e.V. und Co-Initiator des Stuttgarter Festivals „Neue Töne Open“.
Luca Richelli :: InterplaYflute (2008)
Die Komposition erforscht die Grenze zwischen dem akustischen Klang der Flöten und dem elektroakustischen Klang der Elektronik. Die beiden zusammengefügten Arten des Klanges gehen über die Dialektik von zwei gegensetzlichen Welten hinaus und lassen einen neuen Bereich entstehen.
Vom instrumentalen Standpunkt aus betrachtet interpretiert die Komposition die alten Ricercare als eine Erweiterung der Möglichkeiten des Klanges und des Ausdrucks. Aus der Perspektive einer formalen Betrachtung ist diese Komposition eine Hommage an die Opera aperta.
Luca Richelli, 1963 in Verona/Italien geboren, studierte Klavier am Konservatorium von Trento, Komposition am Konservatorium von Mailand/Verona und elektronische Musik am Konservatorium von Venedig. Er lehrt Musiktheorie und Computermusik in der "S. Martinelli" Akademie in Sandrà (Verona/Italien). Seine Kompositionen wurden auf bedeutenden Festivals aufgeführt, u.a. Electroacoustic Music Days 2011 in Crete/Greese, 2° - 3° - 4° EMUfest in Rom/Italy, SMC2011 Sound and Music Computing Conference in Padua/Italy, XVIII CIM Colloquium of Musical Informatics in Torin/Italy, La Biennale 52. Festival Internazionale di Musica Contemporanea in Venedig/Italy.
Jesse Broekman :: Of was dat een andere keer,
dat alles een andere keer was
Ein Untersuchung für sechs Instrumente,
die auf einer Verwirrung von Zeit beruht.
Jesse Broekman (Zaandijk, 1985) komponiert. Man kann seine Musik als akustische Geofiktion umschreiben, wobei sowohl instrumentale als auch elektronische Mittel eingesetzt werden, um neue Klangwelten zu entdecken. In den Jahren 2005 bis 2009 studierte er Philosophie an der Universität Amsterdam Komposition & Musiktechnologie an der Hogeschool voor Kunsten Utrecht bei Barbara Woof und Jorrit Tamminga. 2011 hat er angefangen mit einem Masterstudiengang Komposition in Stuttgart bei Marco Stroppa. Mittlerweile ist er bereits einige Jahre aktiv als Komponist und schrieb verschiedene Werke, die in den Niederlanden, Deutschland, England, Österreich und Frankreich aufgeführt wurden. Hierbei arbeitete er u. a. mit dem Gamelan Ensemble Gending, dem Insomnio Ensemble, dem Ensemble Garage sowie dem IEM in Graz zusammen. Außerdem war er Teilnehmer bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt 2008 und 2010, der Impuls Akademie Graz 2009 und Matrix 2009 und 2010 des Experimentalstudios des SWR Freiburg, er erhielt Stipendia für die Ferienkurse 2010 und Matrix 2010.
Vincent Herrmann :: Klavierquartett
Das Grundmotiv des Klavierquartetts ist eine von der Naturtonreihe abgeleitete Tonfolge, die immer weiter von den temperierten Tonhöhen des Klaviers abweicht. Es ensteht eine Spannung zwischen den Streichern, die flexibel mit den Tonhöhen umgehen können, und dem Klavier in seiner Beschränktheit, die es jedoch teils zu verschleiern versucht.
Vincent Herrmann, 1992 in Stuttgart geboren, erhielt seine erste musikalische Ausbildung bei den Stuttgarter Hymnuschorknaben. Mit sieben Jahren begann er Klavier zu spielen, 2002 wurde Monika Giurgiuman seine Lehrerin an der Stuttgarter Musikschule. Dort hatte er auch seit 2005 Kompositionsunterricht bei Philipp Vandré. Als Pianist erlangte er mehrere Preise, unter anderem einen ersten Bundespreis beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ in der Kategorie Klavier Solo, und trat solistisch mit verschiedenen Orchestern auf. 2007 wurde er Preisträger beim Bundeswettbewerb Komposition der Jeunesses Musicales Deutschland. Sein Konzertstück für Klavier und Orchester brachte er 2008 mit dem Jugend-Sinfonieorchester Stuttgart als Solist zur Uraufführung. Seit 2010 ist Student der Musikhochschule Stuttgart bei Caspar Johannes Walter (Komposition) und Kirill Gerstein (Klavier).
Rafael Nassif :: musica d'incanto (2011)
"musica d'incanto" (Titel auf Italienisch / auf Deutsch "Musik der Verzauberung") ist ein Kompositionsprojekt in Kooperation mit anderen Medien. Dieses Projekt befindet sich noch in Arbeit und wir hören heute Abend daraus den ersten Teil. Der Komponist sucht eine bestimmte musikalische Spannung, welche eine facettenreiche Klangfarbenwelt vollständig entschleiern kann. Binomen wie Ton-Geräusch oder Klang-Stille sind hier nicht als Dualitäten behandelt, sondern als verschiedenen Sichten derselben Wahrheit, in der eine besondere Schönheit liegt. Besonders in "musica di incanto" ist die faszinierende Klangfarbe der Oboe ein Element der Verzauberung. Die Form der Musik ist sehr lebendig im Moment ihres Erscheinens durch die Stellung der Musiker im Raum und die drei langen Oboentöne ("Incanti"). Die drei tiefen Instrumente haben drei Solopassagen, zwei "pezzi di contorni" (Nebenstücke) und ein "pezzo prinzipale" (Hauptstück). Diese waren in einer Art mehrdeutigen Form konzipiert, um gleichzeitig gespielt werden zu können. Die Reihenfolge der Passagen ist frei wählbar, auch wenn es einige Regeln für die Abfolge der Haupt- und Nebenstücke gibt. Dadurch entsteht eine optimale Spannung der Energie in der Zeit, was für den Komponisten ein wichtiger Begriff für seine Musik ist. Konzepte wie "Phänomen Interdependenz", "Impermanenz" und "Verklärung" könnten hier erwähnt werden, um die Empfindlichkeit und Mystik dieser musikalischen Welt zu beschreiben.
Rafael Nassif, Komponist aus Brasilien (1984), mit einem Schwerpunkt in der Arbeit im Bereich Klangfarbe und Raum. Kompositions-Diplom an der MH-UFMG (Belo Horizonte, 2003-7), derzeit Master-Studium bei Caspar Johannes Walter (MH-Stuttgart). Diverse Kompositionspreise (b.z.w. erhielt ersten Preise an den Irino Prize 2011 in Tokyo, Funarte 2010 in Rio de Janeiro, BMI 2009 in NY) und Aufträge (Minas Gerais Philharmonie, CordaNova Gitarrenquartet). Kompositionslehrer für Anfänger an der UFMG (2008-9), später gab er an der FEA (2010) und an der Escola Inclusiva (2011) freien Master-classes für Experimentelle Komposition / Orchestration, beides in Belo Horizonte. Seit 2008 Künstlerischer Leiter und Organisator des Neue Musik Festivals eu gostaria de ouvir. Er ist sehr interessiert in Kunst, Philosophie, Astrologie, Alexander-Technik und Meditation.
Theodor Schubach :: Resonanzen IV // enden/kerben
„Hören Sie! Jeder Raum funktioniert wie ein großes Instrument, er sammelt die Klänge, verstärkt sie, leitet sie weiter. Das hat zu tun mit seiner Form und mit der Oberfläche der Materialien und der Art und Weise, wie die Materialien befestigt sind. Beispiel: Nehmen Sie einen wunderbaren Fichtenboden wie einen Geigendeckel und legen den auf Hölzern aus in ihrem Wohnraum. Oder ein anderes Bild: Sie leimen ihn auf die Betonplatte! Spüren Sie den Unterschied im Klang? [...] Aber Sie hören auch die Schritte in der großen Halle, Sie hören die Geräusche in der Bahnhofshalle, Sie hören die Geräusche in der Stadt usw. Wenn ich dann einen Schritt weitergehe, es wird vielleicht ein bißchen mystisch jetzt, und ich denke, wir nehmen alle Fremdgeräusche aus dem Gebäude raus, wir stellen uns das vor, nichts ist mehr, nichts erzeugt mehr irgendeine Anrührung. Dann kann man sich die Frage stellen: Tönt das Gebäude jetzt trotzdem? Machen Sie den Versuch mal selber. Ich glaube, die tönen immer. Die tönen auch ohne eine Anrührung. Ich weiß nicht, was es ist. Es ist vielleicht der Wind oder so. Aber man spürt nur, wenn man einmal in einem schalltoten Raum ist, daß da etwas anderes ist.“ (Peter Zumthor, Atmosphären)
Resonanzen war ursprünglich nur ein Arbeitstitel für ein rückgekoppeltes Klangsystem. Nach den ersten Versuchen in unterschiedlichen Räumen stellte sich rasch heraus, daß die akustischen Gegebenheiten eines Raumes sich in den harmonischen und rhythmischen Eigenschaften der entstehenden Klanggestalten widerspiegeln. So entstand die Idee die Elektronik schrittweise so weiter zu entwickeln, daß die akustische Abtastung eines Raumes den Ausgangspunkt für eine Musik darstellen kann. Resonanzen IV // enden/kerben ist für zwei korrespondierende Räume geschrieben. Die aus der Abtastung des einen Raumes entstehenden Klanggestalten werden in den Aufführungsraum übertragen und dort einem Kommentar zweier Klaviere gegenübergestellt.
Theodor Schubach, geboren 1985 in Berlin, studierte Komposition und Dirigieren an der Hochschule für Musik Dresden und Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz u.a. bei Mark Andre und Clemens Gadenstätter. Seit März 2011 studiert er Komposition / Computermusik (Master) an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart bei Marco Stroppa und Piet Johan Meyer. Teilnahme an Meisterkursen mit Bernhard Lang, Enno Poppe, Rebecca Saunders und Brian Ferneyhough. Aufführungen u.a. durch die Sopranistinnen Anna Palimina und Lisa Fornhammar, sowie durch das ensemble courage und die Dresdner Philharmonie (im Rahmen eines Förderprojektes von Klangnetz Dresden).
Live-elektronische Arbeiten wurden auf dem Festival Next Generation des ZKM (Zentrum für Kunst und Medientechnologie) in Karlsruhe 2007 und 2009, dem Festival für Hörkunst Resonanzen in Leipzig 2010, während der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt 2010 und im Rahmen eines workshops von matrix10 in Freiburg vorgestellt (Experimentalstudio-Akademie des SWR). Resonanzen IV für live-elektronik wurde im Dezember 2011 von Radio MEC-Empresa Brasil de Comunicação (EBC) in der Reihe Eletroacústicas gesendet.
Andrés González :: Anorgánica für Ensemble
Wir können zwischen den formalen Essenzen, wie geometrischen Formen oder dem temperierten System, und Dingen der Vernunft, wie einem Ballon oder dem Ton einer Flöte unterscheiden. Die einen sind fest und ewig, die anderen sichtbar und variabel. In der Musik sehen wir diesen Unterscheidung zwischen "konzipiertem Klang" des Komponisten und dem Klang, der vom Publikum gehört wird. Allerdings gibt es auch eine Zwischenebene, die weder eine Essenz noch eine Sache ist, sondern der Trend zu einem bestimmten morphologischen Status, das heisst, es ist nicht eine exakte Essenz oder eine inexakte Sache, sondern eine "anexakte Form". In diesem Bereich dominiert das Performativ und alle qualitativen Eigenheiten, nicht die ideale Form, sondern der Prozess der Formierung, der Übergang von einem Zustand zum anderen durch eine Reihe von Phasen. Hier ist die Musik von einem qualitativen Prozess durchdrungen, von der abstrakten Komposition bis zum ausgeführten Stoff in ein vermittelndes Werden, chemisch gesehen. Die Arbeit wäre weder organische noch unorganische: Anorganische.
Andrés González, Gitarrist, Komponist und Philosoph, studierte Komposition bei Gabriel Matthey in Santiago, Chile, dann bei Marco Stroppa an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, Deutschland. Als Komponist hat er einige seiner Werke sowohl in Chile als auch im Ausland aufgeführt, u.a. im Theater der Modern School of Music, Santiago, dem kulturellen Zentrum Gabriela Mistral, Santiago, dem Isidora Zegers Saal an der Universität von Chile, CEPIA Auditorium in Cordoba, Argentinien, in dem XV Rencontre de Guitare Clasique de Nice, France 2011, und hat seine Arbeit unter dem Label SVR veröffentlicht. Er ist Mitglied des Gitarren-Duo "Noesis", Gründer und Leiter des Consort Guitarrístico von Chile, mit dem er wichtige Präsentationen, Aufnahmen (auf CD und im Fernsehen) und Uraufführungen hatte. Er hat mehrere Auszeichnungen für seine Arbeit erhalten, wie zum Beispiel durch den Rat für die Kultur und Kunst (Beitrag zur Kammermusik) 2009, das Gustavo Becerra-Schmidt-Wettbewerb 2011 für seine Arbeit „Duo-Demo“ (lobende Erwähnung), der International Music Prize for Excellence in Composition 2011, für seine Arbeit „Negato“ (Finalist) und er hat auch bedeutende Anerkennungen durch staatliche Projekte in Chile erhalten.
Sophie Pope :: Lighthouse für Blechbläserquintett
Dieses Stück befasst sich erstens mit den Rhythmen der Leuchtfeuer – jeder Leuchtturm hat sein eigenes Schema, damit man bei schlechtem Wetter und in der Nacht weiß, wo man sich gerade befindet. Ich habe ein paar Leuchttürme ausgewählt, von denen die Rhythmen als Instrumentalstimmen transkribiert wurden. Zweitens versucht das Blechbläserquintett ein Liebesgedicht vorzulesen, indem normale Spielweisen mit Konsonanten und Vokalen verbunden werden. Diese Klänge versuchen sich wiederum mit Meeresgeräuschen zu vereinigen: wie den Wellen, den Nebelhörnern und dem Wind.
Sophie Pope wurde 1988 in Sheffield, England geboren. Sie hat am Royal Northern College of Music in Manchester bei David Horne studiert und studiert zurzeit Masters in Komposition an der MH Stuttgart bei Caspar Johannes Walter. Die BBC Singers, das Danel Quartett, die Neuen Vocalsolisten, das cross.art Ensemble, nostri temporis und das RNCM Brand New Orchestra haben u.a. ihre Musik aufgeführt. Sie hat Gemeinschaftsprojekte mit Film, Theater, Tanz und Kunst gemacht, u.a. in der Galerie Stihl, Waiblingen, The Whitworth Art Gallery, Manchester, The Imperial War Museum North, Salford, The Northern Ballett School, Manchester und The Cornerhouse Theater, Manchester.
Davor Vincze :: Inflection Point für Ensemble
Inflection Point ist ein mathematischer Begriff, der den Punkt auf einem Funktionsgraphen beschreibt, an dem der Graph sein Krümmungsverhalten ändert: der Graph wechselt hier entweder von einer Rechts- in eine Linkskurve oder umgekehrt. Nachdem die Medien tagelang berichteten wie die Japaner in Fukushima bewusst vor einem GAU standen und nichts daran ändern konnten, fragte ich mich, wie es dazu kommt, dass man sich in eine Lage bringt, vor einem Wendepunkt zu stehen, wo man kaum was beeinflussen kann. Insofern bezieht sich das Stück nicht direkt auf die Katastrophe der Atomreaktoren, sondern beschäftigt sich allgemein mit der Frage, wie solche Wendesituationen entstehen. Sind sie tatsächlich unvorhersehbar, oder gab es von Anfang an unauffällige Signale, die wir beachten hätten sollen?
Davor Branimir Vincze, 1983 in Zagreb geboren, komponiert Musik für dieverse Kammer- und Ensemblebesetzungen mit und ohne Elektronik. Nach fünf Jahren des Medizinstudiums wechselt er seinen Lebensweg und beginnt 2006 an der Universität für Musik und darstellender Kunst in Graz seinen Bachelor in Komposition. 2010 macht er Erasmus an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bei Caspar Johannes Walter und setzt sein Master in Komposition mit Johannes Walter und Marco Stroppa fort. Ab Herbst 2012 wird er am IRCAM in Paris im Rahmen des Cursus 1 seine Kenntnisse der Komposition mit Elektronik vertiefen. Er nahm an diversen Festivals teil (Donaueschingen, Royaumont, Axes, Steirischer Herbst) und bekam mehrere Stipendien (Bourse de Royaumont, GdF Graz, GdF Stuttgart). Seine Stücke wurden von einigen bekannten Ensembles wie dem Ensemble Recherche, Les cris de Paris, Ascolta aufgeführt und er besuchte Kurse mit renommierten Komponisten wie Brian Ferneyhough, Beat Furrer, Peter Ablinger und Georg Friedrich Haas.